Wege ins Erfolg-Reich? Was ist das denn? Das ist eine wunderbare Wortschöpfung, die in einem kreativen Gespräch mit Hall of Fame Mitglied Dr. Roman Szeliga entstanden ist. Ein höchst kompetenter Kollege, den ich sehr schätze. Mich brachte der Begriff zum Schmunzeln.
„Erfolg-Reich“. Ein Reich kennen wir, aber das „Erfolg-Reich“? Ja, warum nicht? Wir, zumindest die meisten von uns, wollen dort hin. Reich an Erfolg, als Ziel. Ein schönes, motivierendes und vor allem branchenübergreifendes Ziel. Wo wären wir ohne Ziele? Aktuell zeigen immer mehr selbsternannte oder auch echte Experten Wege dorthin. Und machen damit gutes Geld. Was die meisten von ihnen allerdings nicht dazu sagen, sind die Hürden, die Rückschläge, die Hindernisse, die uns zwangsläufig auf dem Weg dorthin begegnen werden. Oder schon begegnet sind. Der Traum vom schnellen Geld, großen Ruhm und hallenfüllenden Erfolg zieht viele an. Leider geben auch wieder viele auf, weil sie merken, so schnell und einfach geht das dann doch nicht.
Der Hauptdarsteller in einer meiner Lieblingsserien namens „Suits“, Harvey Specter, ist höchst erfolgreicher Anwalt in New York. 1.000,- Dollar Stundenlohn, Millionen auf dem privaten Konto. Aber auch er sagt: „The only time success comes before work is in the dictionary.“ Was sinngemäß soviel bedeutet wie: „Der einzige Ort an dem Erfolg vor Fleiss (Arbeit) steht, ist im Wörterbuch.“
Ich liebe Rückschläge. Aber meistens erst später. Weshalb? Sie stärken mich. Uns. Viele kennen den Satz: „War der Tag nicht dein Freund, so war er dein Lehrer.“ Jawohl. Das nennt man Persönlichkeitsentwicklung, vorausgesetzt, man will dazulernen. Diese Fähigkeit könnte man bei Menschen, die in der Weiterbildung tätig sind, ja zurecht voraussetzen. Ein neueres Wort für die Fähigkeit, immer wieder aufzustehen, nach Rückschlägen, setbacks, Mißerfolgen, heißt Resilienz . Es ist die innere Stärke, die durch Schwierigkeiten nicht ab- sondern zunimmt. Gleichzeitig braucht es dafür einen Rahmen, ein wiederholtes Tun von Dingen und ein wiederholtes Aufhören mit Dingen. Was meine ich mit Dingen? All das, was uns gut tut, öfter zu tun, all das, was uns schwächt, seltener. Mein geschätzter Kollege und Präsentations-Coach Georg Wawschinek, CSP, würde jetzt sagen: „Jo eh!“ Dieses österreichische Wort bedeutet soviel wie „Ich stimme deiner Ausführungen grundsätzlich zu, setze sie aber trotzdem nicht um.“ Wir wissen ja (eigentlich), was uns gut tut. Warum gibt es dann immer mehr Kollegen, Menschen, die ausbrennen, depressiv werden/sind oder generell krank? Oder frustriert aufhören? Das ist eine Entwicklung, die gefällt mir nicht, sie macht mich traurig, denn das müsste so nicht sein. Zuallererst beginnt „es“ in unserem Kopf. Es geht um das Mindset. Wie bewerten wir das, was uns passiert?
Das Leben, unser Beruf biegt uns manchmal ganz schön, zwingt uns in die Knie. Aber so gut wie nie zwingt es uns, unten zu bleiben. Mal dauert es länger, mal kürzer, im Endeffekt ist es unsere Entscheidung, wie wir mit den „Rahmenbedingungen“ umgehen und die sind bei jedem von uns sowohl unterschiedlich als auch oft genug gefühlt und tatsächlich schwer.
Im Zusammenhang mit der Resilienz-Forschung wird gerne Viktor Frankl zitiert. Er hat als einer der wenigen das Konzentrationslager der Nazis überlebt und danach mehrere Bücher geschrieben, als Psychotherapeut gearbeitet und die Grundlage der Logotherapie gelegt. Frankls Ansatz ist und war, dass wir nicht bestimmen können, was uns passiert, aber sehr wohl, wie wir damit umgehen wollen. Diese (letzte) Freiheit kann uns keiner nehmen. Alles andere schon. Das ist großes Kino, von der Einstellung her, denn wir alle müssen an dieser Stelle zugeben: Er hat Recht. Es liegt an uns, ob wir uns als Opfer der Umstände betrachten oder zum Gestalter mutieren. Wir müssen uns ja nicht gleich theatralisch wie der Phönix aus der Asche erheben, oft sind es die kleinen Entscheidungen des Alltags, die uns auf dem Weg vorwärts oder auch rückwärts bringen und zwar unsere eigenen. Und diese Treffen wir – zwangsläufig, bewusst oder unbewusst – auf dem Weg ins Erfolg-Reich täglich. Dieser ist gepflastert mit Schwierigkeiten aber auch mit schönen Momenten. Die Aussicht, oben angekommen, belohnt für viele Stunden voller Schweiß und Tränen, voller Arbeit. Diesen Weg gemeinsam zu gehen, auch das macht Sinn. Wenn einer stolpert, hilft ihm der Andere auf. Und auch wenn wir alleine auf den Bühnen des Lebens stehen, wir Menschen sind soziale Wesen, auf Hilfe angewiesen und in der Lage, selbst Hilfe zu geben. Wie gut ist es, das zu wissen. Und wieviel besser, es zu leben.
Wie können wir unsere ganz persönliche Resilienz stärken? Ein paar „Jo eh“ Vorschläge:
1. Entscheiden, Entscheidungen zu treffen (ja, das klingt komisch, ist aber ernst gemeint), egal wann, egal wo.
2. Vom Opfer zum Gestalter werden und Rückschläge als Lernerfahrung definieren.
3. Schwierige Ereignisse des Lebens annehmen, uns eingestehen, was es mit einem macht und dann um Hilfe fragen.
4. Die „richtigen“ Fragen stellen, um gestärkt aus der Situation hervorzugehen, lösungsorientierte, ressourcenorientierte, zukunftsorientierte Fragen.
5. Verantwortung für unser Tun übernehmen und aufhören zu jammern.
6. Kraft schöpfen aus unterschiedlichen Quellen, die uns gut tun: Glauben, Familie, Freunde, Literatur, Kunst, Schönes, Reisen, Hobbies, Sport, bei manchen kann das sogar die Arbeit sein.
7. Uns Ziele setzen und so die Selbstbestimmung erhöhen, Energiefresser reduzieren und vermeiden.
8. Uns Auszeiten und Pausen gönnen, diese bewusst und mit allen Sinnen genießen.
9. In einem Beruf arbeiten, der uns Spaß macht, uns fordert und uns Sinn gibt.
10. Viel für unsere Gesundheit tun, die besten Dinge kosten nichts und sind in der Nähe: Wasser, Natur und Bewegung.
11. Anderen geben und anderen helfen. „Sei du die Veränderung, die du dir in der Welt wünschst.“(Mahatma Gandhi)
12. Ständig dazulernen, von jedem und überall.
13. Deine Beziehungen pflegen, sie sind wertvoll. (Keiner der am Sterbebett liegt, hätte rückblickend gerne mehr Zeit im Büro verbracht.)
Zum Autor:
Gabriel Schandl ist Wirtschaftswissenschafter und Leistungsforscher. Als neugieriger Erfolgs-Scout, leidenschaftlicher Keynote-Speaker, Trainer-Ausbilder und engagierter Coach unterstützt er Menschen, Unternehmen und Teams auf ihrem Weg ins „Erfolg-Reich“. Der Constantinus Kategorie Sieger ist Buchautor und lehrt an der Fachhochschule Puch-Urstein Social Skills. Von ihm stammt der Begriff und das Konzept des „Leistungsglücks“, das einen gesunden Gegenpol zum zunehmenden Leistungsdruck bilden soll.
Das war die offizielle Version. Die inoffizielle ist: Ich war perfektionistisch, werde manchmal leicht zornig und bin oft ungeduldig. Ich bin oft gescheitert, auch in meinen Beziehungen, und habe in meinem Leben viele Grashalme abgerissen, weil ich an ihnen gezogen habe, damit sie schneller wachsen. Aber schön langsam lerne ich dazu, dass Wasser, Sonne und Zeit sie besser wachen lassen. In dem ich die erwähnten 13 Punkte versuche zu leben, werde ich etwas gelassener und bin trotzdem noch motiviert, mein Bestes zu geben, für mich und Andere. Meine Kinder sind meine größten Lehrmeister. Ich schätze Gemeinschaft mit Freunden, ein gutes Bier und Omas Kekse. Sollte ich morgen von dieser Welt gehen müssen, bereue ich nichts. Außer, dass ich manchmal an meinem Ärger zu lange festgehalten habe

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