Eine Sternstunde am Himmel der Preisverleihungen
Sigmar Gabriel wird mit dem Deutschen Rednerpreis geehrt
Am 11. September war es endlich wieder möglich, die GSA Convention live auszurichten und den Deutschen Rednerpreis mit einem Jahr Verzug an Sigmar Gabriel zu überreichen. Nach Hans-Dietrich Genscher, Margot Käßmann, Dieter Zetsche, Roman Herzog, dem Dalai Lama, Auma Obama, Helmut Markwort, Peer Steinbrück, Hans-Werner Sinn und Alfred Grosser ist Sigmar Gabriel der elfte Preisträger dieser Auszeichnung.

Die feierliche Gala mit ihren Keynotes, Künstlern, Awards, Auszeichnungen, Akademieabschlüssen und Danksagungen ist stets der krönende Abschluss des dreitägigen Jahrestreffens der Vereinigung deutschsprachiger Redner. In diesem Jahr geriet die Verleihung des Rednerpreises zu einem Feuerwerk der Rhetorik und des Wortwitzes.
Moderatorin und Moderator, Laudator und Preisträger: Selten gab es einen so amüsant-intelligenten Schlagabtausch bei der Verleihung des Deutschen Rednerpreises wie auf der diesjährigen Convention in Neuss. Sabine Altena und Rolf Schmiel glänzten in einer hochprofessionellen Doppelmoderation, die Rolf Schmiel direkt augenzwinkernd einleitete: „Ich hasse Doppelmoderationen. Der eine ist schlau, der andere schön“ – eine Bemerkung, die Sabine Altena schlagfertig retourniert: „Wir wollten dich ja eigentlich von der Decke abseilen, aber das war wegen der Statik ein bisschen schwierig.“
Auch Laudator und Preisträger standen sich in witzigen Formulierungen und netten Sticheleien in nichts nach. Kai Diekmann, ehemaliger Chefreporter bei Bunte, Chefredakteur der Welt am Sonntag und viele Jahre der Bild, Herausgeber von Bild und Bild am Sonntag und wohl einer der prominentesten Printjournalisten hierzulande, startet direkt originell in seine Lobesrede: „Ich bin ein Mitglied der schreibenden Zunft und kein Mitglied der redenden Zunft.“ Mit der nachfolgenden Laudatio konterkarierte er sogleich sein Understatement, in dem er selbst einen rednerpreiswürdigen Beitrag lieferte. Auch Diekmanns „Nicht immer hat uns so viel verbunden wie heute. Ich war Ihnen einst in herzlichster Abneigung zugetan“, war einer der augenzwinkernden Seitenhiebe, den Gabriel locker konterte, indem er die Laudatio und seine Antwort darauf als „eine Art Täter-Opfer-Ausgleich“ mit dem ehemaligen Bild-Chef Diekmann bezeichnete.
Diekmann fuhr fort, indem er Bonmots von Gabriel zitierte: „Wenn Angela Merkel das Richtige von uns abschreibt, wollen wir gerne auf die Quellenangabe verzichten.“ Oder: „Nur da, wo es anstrengend ist, ist das Leben.“ Und er lieferte spannende Eckdaten aus Gabriels Leben. Die Mutter Krankenschwester, der Vater ein unverbesserlicher Nazi, Sigmar der erste Abiturient in der Familie überhaupt und dann in jungen Jahren zunächst Fahrer von Lieferwagen mit Quelle-Elektrogeräten: Dass daraus eine außerordentliche Politikerkarriere und ein Deutscher Rednerpreis werden würde, „von jemandem, der noch nie ein Rhetorik-Seminar besucht hat“, ließ sich damals jedenfalls nicht absehen.
Sigmar Gabriel war seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages, von 1999 bis 2003 niedersächsischer Ministerpräsident. Danach Bundesumweltminister (2005-2009), Bundeswirtschaftsminister (2013-2017), schließlich Außenminister (2017-2018). Von 2013 bis 2018 war Sigmar Gabriel Vizekanzler und von 2009 bis 2017 zugleich Vorsitzender der SPD. 2019 wurde er zum Vorsitzenden des Atlantik-Brücke e.V. gewählt.
„Wenn ich die Hälfte von dem, was Sie gerade gesagt haben, von meiner Partei gehört hätte“, witzelte Gabriel nach der Laudatio und ergänzte: „Sie hätten mir vielleicht den Preis verleihen sollen, als ich noch im Job war.“ Gabriel schloss seine Acceptance Speech schließlich mit dem versöhnlichen Angebot, im Gegenzug auch eine Laudatio zu halten, sollte Kai Diekmann irgendwann mal der Deutsche Rednerpreis winken.
Zusatzinformation:
Der Deutsche Rednerpreis wird von der German Speakers Association e.V. für rhetorische Meisterleistungen, herausragende Vorträge oder ehrliche und appellierende Worte an Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, Sport, Kultur oder der Wissenschaft verliehen. Er würdigt nicht nur prominente Vortragsredner, sondern auch Personen des öffentlichen Lebens, die mit der Kraft ihrer Sprache Menschen und Medien bewegen. Das Gremium Deutscher Rednerpreis unter dem Vorsitz von GSA-Präsident Prof. Dr. Volker Römermann setzt sich zusammen aus den ehemaligen und amtierenden Präsidenten der GSA. Der Preis ist nicht dotiert.
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