Wow, was für eine Reise! Die 44. Folge ist das heute. Eine Meisterzahl! Wenn du zurückschaust an den Punkt, an dem wir gestartet sind, haben wir einmal den gesamten Globus rund ums Bücherschreiben, Verlegen und Vermarkten umkreist. Ich hoffe und wünsche mir, dass Du einen reichen Schatz an Wissen für Dich daraus mitgenommen hast!
Jetzt ist dein Buch fertig. Es hat einen sexy Titel, einen neugierig machenden Klappentext, ein Cover, das sich abhebt und zum Kauf animiert – und natürlich auch ein textliches Innenleben, das sich sehen und lesen lassen kann. In wenigen Tagen wird es aus der Druckerei kommen – und dann?
Wie bringst du es zu deinen Leser*innen, die schon sehnsüchtig darauf warten, es in Händen zu halten? Wer übernimmt die professionelle Auslieferung, die Rechnungsstellung, die Prüfung der Zahlungseingänge …?
Um diesen Punkt dreht sich die heutige Folge. Ich wünsche Dir viel Spaß und auch heute wieder viele Erkenntnisse für Dich und Deine optimalen Entscheidungen!
Wie immer im Leben gibt es auch bei diesem Thema eine Schmalspur-Variante und eine Pro-Version. Schmalspur, das heißt: „Ich frag die Omma, ob sie mir die Bestellungen, die reinkommen, eintütet und zur Post bringt.“ Oder einen Studenten, die Assistentin, den Partner …
Für ein paar Bücher mag das klappen. Willst du allerdings große Mengen an Büchern umsetzen, z. B. mehrere Hundert oder mehrere Tausend in der Woche oder im Monat, reicht die Kraft und Schnelligkeit der Omma wahrscheinlich nicht mehr aus. (Wenn doch, gib mir ihre Kontaktdaten.)
Unsere Leser sind „prime-verwöhnt“. Am liebsten haben sie ihre Bestellungen schon gestern auf dem Tisch. Ich selbst habe vor einigen Jahren in der Anfangsphase des sorriso Verlags die Bestellungen aus unserem verlagseigenen Online-Shop im Wechsel mit meiner Assistentin zur Post gebracht. Mehr als einmal kamen wir gerade von der Post zurück – da waren schon die nächsten Bestellungen eingetrudelt. Was natürlich schön ist. Doch da die nächste Post bei uns im Nachbarort liegt und nicht mal eben um die Ecke, bedeutete dies einen erneuten Weg für uns. Noch am gleichen Tag oder am nächsten.
Zeit ist Geld und selbst, wenn Du einen Werksstudenten zur Post fahren lässt, möchte diese Komponente in der Gesamtkalkulation berücksichtigt werden.
Für den professionellen und direkten Versand unserer Bücher haben wir daher von Anfang an auf einen Dienstleister gesetzt – in unserem Falle die Firma Südost Service GmbH in Waldkirchen in Niederbayern. Mutig, wie ich bin, war ich im Jahr zuvor auf der Frankfurter Buchmesse zum Arvato-Stand gegangen. Arvato, das ist die große Auslieferung der Penguin Random House Verlagsgruppe.
Ich (damals noch Jung-Verlegerin) ging auf zwei nette Herren in Anzügen zu und fragte sie, wie man denn als Verlag mit ihnen ins Geschäft käme. Die Antwort lautete: „Ab 500.000 Euro Umsatz.“ So viel verdient ein junger Verlag im ersten Jahr dann meist doch nicht 😉 Wir verabschiedeten uns freundlich und ich bin der Firma Südost bis heute sehr dankbar, dass sie es auch einzelnen Autoren (z. B. Trainern und Speakern) und jungen wie mittelständischen Verlagen ermöglicht, an einer professionellen Auslieferung zu partizipieren.
Derartige Dienstleister kosten Geld (und zwar nicht wenig), können aber sicherstellen, dass alle Bestellungen Deines Buches über Nacht an den Buchhandel, an Amazon und an Privatpersonen verschickt werden. Sie lagern Deine Bücher auch sauber, sicher und trocken auf Paletten. Darüber hinaus kümmern sie sich um Lieferscheine und Rechnungen, das Mahnwesen, evtl. anfallende Zoll-Formulare bei grenzüberschreitenden Warenlieferungen … Das ist ein großer Wert, den man als Einzelperson oder kleines Unternehmen nicht mal eben leisten kann.
Arno Müller aus der GSA, den ich persönlich sehr schätze, kann mit seinem Team und seinem Unternehmen One World Distribution sehr große Mengen an Büchern pro Tag versenden. Wir sprechen hier von einer Größenordnung von 1.000 Büchern und mehr.
Dies eignet sich sehr gut für Marketingaktionen wie das „free plus shipping“, von dem Du vielleicht schon gehört hast. Es ist ein Modell, bei dem Du Deinen potenziellen Kund*innen Dein Buch schenkst und nur die Portokosten berechnest (Portokosten sind hier ein dehnbarer Begriff, manche nehmen 4,95 Euro fürs „Porto“).
Für Trainer, Speaker und Coaches, die eine große Community haben, ist dies eine der Möglichkeiten, um neue Aufträge zu generieren. Ein Kollege von mir hat 11.000 solcher Bücher an einem Tag im Rahmen einer free-plus-shipping-Aktion verschickt und daraus ein immenses Umsatzvolumen für sich erschaffen. 11.000 Kunden, die ein Folgeprodukt auf seiner Umsatztreppe kaufen, und hoffentlich später noch weitere Produkte … das ist eine Hausnummer.
Nun steht nicht jeder von uns an diesem Punkt seines Schaffens und hat bereits eine kaufwillige Community von 11.000 Leuten. Daher ist gut zu überlegen: Wen lasse ich meine Bücher verschicken? Was macht am meisten Sinn?
Wenn Du bei einem Verlagshaus unter Vertrag stehst, braucht Dich all dies nicht zu kümmern – denn der Verlag kümmert sich um die Auslieferung deiner Bücher. Es sei denn, Du hast große Mengen selbst abgenommen und möchtest diese möglichst schnell unters Volk bringen und nicht zu Hause ewig die Garage oder den Platz unter der Kellertreppe versperren lassen.
Wenn Du Selfpublisher bist und einen Dienstleister wie z. B. BOD (Books on Demand aus Norderstedt bei Hamburg) oder tredition gewählt hast, brauchst Du Dich um die Auslieferung ebenfalls nicht zu kümmern. Denn diese Aufgaben werden komplett für Dich übernommen und Du erhältst ganz einfach Deine Erlös-Auszahlung, in der Regel einmal pro Quartal oder im Halbjahr.
Dienstleister wie diese zu wählen (und natürlich gibt es inzwischen viele weitere) ist ein sehr guter und bequemer Weg, ganz gleich, wie groß oder klein Deine Community und die Zahl Deiner Verkäufe im Monat ist. Auch bei Partnern wie BOD oder tredition fallen natürlich Kosten an bzw. werden die Aufwände, die diese Firmen mit allen Hintergrundarbeiten haben, bereits vorher von Deiner Marge abgezogen, sodass Du die reinen Erlöse auf Dein Konto überwiesen bekommst.
Denn bezahlt werden muss das Ganze ja irgendwie – ein großes Verlagshaus übernimmt all dies für Dich, schüttet aber genau aus diesem Grund auch nur sehr kleine Margen an die Autoren aus. Das Geld fällt ja (noch) nicht vom Himmel 😉
Mein Tipp heute: Überlege, welcher Weg für Dich der beste ist. Suche Dir auf jeden Fall Menschen, die Dich von Anfang an beim Versand und bei der Rechnungsstellung unterstützen. (Bücher haben eine UsSt. von 7%!) Deine eigene Zeit ist auf Dauer zu wertvoll, um Päckchen zu packen!
Wichtig: Sieh dir auch genau an, welche Kosten entstehen, wenn Du mit Partnern oder Dienstleistern arbeitest.
In der Regel werden die professionellen Auslieferungen nach Umsatz bezahlt. Ihr Anteil liegt in der Regel bei 6,5 bis 14% vom Netto-Umsatz. Dieser Betrag gilt sowohl für die Auslagerung (Versand an Buchhandel/Amazon) wie auch für evtl. Wiedereinlagerungen, wenn das Buch remittiert, d. h. zurückgeschickt, wird. Auch das Porto fällt zu Deinen Lasten.
Aus Verlegersicht bin ich daher keine Freundin von Marketingaktionen á la „Kauft alle morgen um 14 Uhr mein Buch!“. Denn wenn die Aktion klappt, mag dies Dein Amazon-Ranking durchaus verbessern und dich schlagartig zum Bestseller-Autor machen (zumindest für ein paar Stunden), doch was passiert im Hintergrund sonst noch?
Amazon registriert (vollautomatisiert) in seinen verschiedenen Lagerstätten, dass sich „da was bewegt“, und zwar in großer Zahl. Amazon füllt also seine Lager mit weiteren Büchern – es könnten ja noch mehr Bestellungen hereinkommen in den kommenden Tagen und da will man gerüstet sein. Treffen jedoch nicht so viele Bestellungen ein wie gedacht, weil der große Hype wieder abgeflacht ist, werden alle diese Bücher nach einiger Zeit wieder ans Lager zurückgeschickt. Das kostet Geld – und zwar genau die 6,5 (oder 14%, je nach Dienstleister), die es Dich schon gekostet hat, als das Buch das Lager verlassen hat!
2 x 6,5 (bzw. 2 x 14%) vom Umsatz und einmal hohes Porto … Da geht von Deinem Bucherlös einiges ab.
Ich selbst stehe solchen Aktionen daher kritisch gegenüber. Auch weil die Tendenz, Dinge schnell hochzujubeln und ihnen einen Bestseller-Stempel aufzudrücken, nicht im gleichen Atemzug darauf schließen lässt, dass sich dahinter auch wirklich Werte und Qualität verbergen. Doch das ist ein anderes Thema.
Für Dich heute am Wichtigsten: Lies das Kleingedruckte sehr genau, wenn Du einen Vertrag mit einem professionellen Dienstleister abschließt. Sieh auch nach, ob monatliche Kosten auf Dich zukommen, evtl. eine einmalige Aufnahmegebühr und ob du freie Lagerfläche hast (in Paletten gemessen) die kostenfrei ist.
Lass Dir außerdem vorab genau sagen, was es kostet, wenn Du als Autor*in eigene Bücher für Dich aus dem Lager zurückhaben möchtest. Denn auch das wird Dir in den meisten Fällen berechnet (Anhaltspunkt: 0,49 Euro pro Buch und pro Versand). Bei großen Mengen läppert sich das schnell.
An dieser Stelle werde ich oft gefragt: „Kann ich denn nicht einfach Amazon-Autor*in sein und den Buchhandel und diese ganze Verschickerei komplett außen vorlassen?“
Sicher kannst Du das. Viele tun das. Jede Entscheidung hat einfach Konsequenzen. Veröffentlichst Du rein über Amazon Kindle Direct Publishing (früher Create Space), wird dein Buch dort hergestellt und verschickt wie bei anderen Dienstleistern auch. Nachteil ist, dass Du wirklich nur über Amazon verkaufst und der Buchhandel Dein Buch nicht in seinen Warensystemen findet.
Wenn Dir der Buchhandel nicht so wichtig ist, kannst Du diesen Weg gehen. Ich habe allerdings zum wiederholten Male festgestellt, dass die Bücher, die aus der Amazon-Riege kommen, eine sehr schlechte Qualität haben. Das sage ich nicht gerne laut, doch es ist so. Ich bin inzwischen in so vielen Fällen sehr darüber verärgert gewesen, was ich für 9,99 Euro oder mehr in Händen hielt – sowohl inhaltlich wie auch an Layout- und Druckqualität – dass ich es nicht mehr zurückhalten mag. Es schmerzt die Verlegerseele und jeden, der professionell Bücher macht, was da geliefert wird. Teste die Zusammenarbeit daher am besten mit einem kleineren Buch, um zu sehen, ob der Weg für Dich stimmt.
Ich persönlich halte Freiheit und Unabhängigkeit (ist das eigentlich das Gleiche?) für einen hohen Wert in meinem Leben und Arbeiten, daher würde ich mich schon aus dem Grund nicht an einen einzelnen Anbieter binden.
Und wenn ich nur ein E-Book vertreiben möchte, kein gedrucktes Buch?
Dann tust du dich natürlich im wahrsten Sinne des Wortes leichter. Denn Papier wiegt immer schwer. Es kostet Verpackung und Porto, es bedeutet Geschleppe und Muskelkater, wenn du größere Büchermengen an verschiedene Orte, z. B. Messen und Konferenzen bewegst. Früher habe ich es nach jeder Convention mehrere Tage lang gespürt, wie viele Bücher ich dabei hatte 😉
Ich persönlich bin immer noch ein großer Fan vom gedruckten Buch und bilde mir ein, dass ich mir Inhalte, die auf Papier stehen, besser einprägen kann als ihre elektronischen Verwandten. Auch Kund*innen finden es schöner, von Dir ein echtes Buch in die Hand gedrückt zu bekommen, als einen USB-Stick, den sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eh nicht öffnen werden.
Soweit von mir für heute. Ich bin mir sicher, dass du mit diesen Informationen für deine Entscheidung rund um die Frage „Professionelle Auslieferung oder doch die Omma?“ zu einer guten Antwort kommst.
Und damit mache ich eine kurze Paaauuuse an dieser Stelle und hoffe, ich konnte Dir und Euch ganz viel hilfreiches, wertvolles Wissen rund ums Bücherschreiben, Verlegen und Vermarkten vermitteln!
Schreib mir doch eine kurze E-Mail, wie Dir diese Serie gefallen hat und ob Du Dir eine Fortsetzung wünschst. Ich würde mich sehr freuen, von Dir zu hören: hallo@angermayer-sorriso.com
Falls Du die letzte Folge verpasst hast, habe ich hier noch einmal mein Geschenk als treuer Fan für Dich: Lade Dir gerne hier mein 112 Seiten starkes Buch „BOOK & MONEY“: So werden Sie sichtbarer, BUCHbarer und erfolgreicher!“ herunter:
So kommst Du über den Herbst gut weiter mit Deinem Buch und legst von Anfang an die richtige Basis für Dich und Deinen Erfolg.
Sehen wir uns auf der GSA Convention Stuttgart? Das würde mich ebenfalls riesig freuen.
Ich bin dort mit einem eigenen Stand als Premium-Ausstellerin und lade Dich herzlich ein zu meinem Workshop im Hauptprogramm: „Ich will ein Buch von Dir, Baby: Wie Du Deine Muse datest und in kürzester Zeit Dein Buch in Händen hältst!“
Der Workshop findet am Freitag von 11:00-11:45 Uhr statt – Save the Date!
Für heute bedanke ich mich herzlich bei Dir für Deine Zeit und Deine Treue sowie die vielen schönen Rückmeldungen, die ich zu dieser Beitragsreihe erhalten habe, wünsche Dir für Deinen Weg und Dein Schreiben alles Liebe und Gute und sage:
Bis bald, hier im Newsletter, auf der Convention oder an einem anderen Punkt in der großen Matrix!
Karen Christine Angermayer
Internationale Bestsellerautorin und Buchproduzentin, Ghostwriterin und Buch-Coach
KAREN CHRISTINE ANGERMAYER ist internationale Bestsellerautorin von mehr als 40 Büchern und Erfolgsserien bei 8 namhaften Verlagen. Als Ghostwriterin und Verlegerin hat sie über 50 Ghostwritings und erfolgreiche Buchproduktionen in den letzten Jahren betreut.
Ihre Bücher wurden u. a. zu SPIEGEL-Bestsellern und AMAZON-Bestsellern.
Große Verlagshäuser kommen auf sie zu, um neue Ideen zu entwickeln.
Sie berät und begleitet als Buchcoach und Ghostwriterin sowie als Produzentin von wirkungsstarken Büchern und digitalen Produkten zur Umsatzsteigerung von Trainern, Speakern und Coaches. www.angermayer-sorriso.com
Gerade frisch erschienen ist ihr Buch „Schreiben. Verlegen. Vermarkten: Erfolgreich zum eigenen Experten-Buch“. Als gedrucktes Buch und E-Book zu kaufen überall, wo es gute Bücher gibt. Darin sind alle Folgen dieser Beitragsreihe enthalten.

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