von Karen Christine Angermayer

Ich bin die Frau vom Wort. Das weiß ich seit nunmehr 23 Jahren und darum fange ich mit Cover-Gestaltung gar nicht erst an. Es gibt Menschen, die haben Grafik und Design studiert bzw. von der Pike auf gelernt – oder haben zumindest ein sehr, sehr gutes Händchen dafür. Meine Tochter erstellt mir in 3-5 Minuten einen Insta-Post. Ich nicht! Und wenn, dann sieht das Bild nach „nüschts“ aus.

Sehr, sehr selten begegnen mir Cover, die ein Autor oder eine Autorin selbst gestaltet hat und die mir wirklich gut gefallen und die vor allem den „Briefmarken-Test“ bestehen. Was das ist? Dazu komme ich gleich.

Zunächst die Frage: Welche Elemente sollte dein Cover enthalten?
Natürlich den Titel und Untertitel deines Buches. Dazu deinen Autorennamen oder Künstlernamen. Wenn du Verlagsautor bist, wird der Verlag sein Logo darauf setzen (meist ganz unten mittig oder links am Rand). Wenn du Selbstverleger bist, nimm einfach das Logo deines Unternehmens oder lass die Stelle frei.

Es gibt rein typografische Lösungen in der Cover-Welt, das bedeutet: Du siehst nur Schrift auf dem Cover. Keine Bilder oder Fotos. Dies kann sehr gut aussehen, wenn dein Grafiker die Typografie sehr gut beherrscht. Grafiker ist hier nicht gleich Grafiker. Nicht jeder, der tolle Flyer gestalten kann, kann auch Websites! Und nicht mal in Verlagen machen alle Grafiker das Innenlayout UND Cover. Es gibt Menschen, die haben ein besonderes Talent für gute Cover – und genau so jemanden solltest du an deiner Seite haben.

Weniger ist mehr.
Die alte Lebensregel gilt auch hier. Überfrachte dein Cover nicht mit Bildern und Schrift. Dein Leser braucht Raum, um den Gesamteindruck auf sich wirken lassen zu können. Der Titel sollte sehr, sehr gut lesbar sein. Klar und schnörkellos. Alles andere verwirrt – und wer verwirrt ist, kauft nicht.

Nimm 10-15 Bücher aus deinem Regal und lege sie vor dich hin. Welche gefallen dir am besten? Warum? Welche gefallen dir gar nicht? Warum? Stöbere im Internet bei den Autoren, die ein ähnliches Thema haben wie du. Wie haben sie ihre Cover gestaltet?
Natürlich kopieren wir nicht. Es geht rein darum herauszufinden, was dir gefällt und: wie du dich von den anderen wirkungsvoll abheben kannst!

Mein erstes Jugendbuch hatte einen tollen Text. Die Geschichte war großartig. Viele meiner Leser haben die Hauptfigur heute noch im Kopf und sagen: „Diese Jenny …“ Das Buch verkaufte sich aber nicht gut. Schon die Buchhändler sagten, dass ihnen das vom Verlag gestaltete (von einer Illustratorin gezeichnete) Cover nicht gefiele … Wie sollte es da den Lesern gefallen, die noch gar keine Ahnung haben konnten, von welcher Qualität der Text ist? Fällt das Cover durch – fällt meist auch das Buch durchs ganze Raster. Deine Leser haben mehr als genügend Auswahl auf dem Markt, um ein Buch zu kaufen, dessen Äußeres sie anspricht.

Kennst du die 1-2-3-Regel?
Sie hilft dir, aus wenig viel zu machen: „Verwende nicht mehr als 1 Bildmotiv, nicht mehr als 2 verschiedene Grundfarben und nicht mehr als 3 Schriftarten.“ (Wobei ich 3 Schriftarten schon zu viel finde.“

Wenn du die Entwürfe deines Grafikers vor dir liegen hast – in der Regel erhältst du 2-3 zur Auswahl – dann verkleinere sie auf „Briefmarkengröße“. Denn das ist die Größe, die deine potenziellen Kunden auf Amazon & Co. sehen! Besteht dein Cover diesen Briefmarkentest?

Frage dich: Kannst du alles klar erkennen? Oder verschwimmt das Cover vor deinen Augen? Achtung bei zu zarten Farben und Schriften! Ich rate dringend von der Verwendung von Aquarellzeichnungen ab, die mir erstaunlich viele Autoren vorlegen, die sie unbedingt auf ihrem Cover sehen wollen (gezeichnet von Freunden oder Künstlern aus dem Bekanntenkreis).

Dein Cover muss den Briefmarken-Test bestehen, ansonsten verabschiede dich lieber von der Idee und entwickle ein ganz neues Layout.

Passt dein Cover zu Thema und Inhalt?
Was offensichtlich scheint, wird oft nicht beachtet: Ein Buch mit einem provokanten Titel braucht starke Farben. Kein Lilablassblau. Ein blutrünstiger Krimi oder knallharter Thriller hat wahrscheinlich kein lauschiges Sonnenuntergangsmotiv zum Hintergrund – sondern eher etwas Kühles, Gefahr und Spannung Ankündigendes.

Bei „cosy crime“, das sind Kuschelkrimis, in denen es nicht so sehr zur Sache geht, sondern eher die Beziehungen der Protagonisten im Vordergrund stehen und nicht der Mordfall an sich, darf es dagegen etwas romantischer und blumiger sein … Überprüfe genau, ob Bildsprache und Wortsprache deckungsgleich sind. Überlege auch noch einmal, wer deine Haupt-Zielgruppe ist (lies hierzu meinen Beitrag zu deinem „idealen Leser“). Ein Cover für eine rein männliche Zielgruppe wird anders von Verlagen gestaltet als für eine rein weibliche Zielgruppe. Jüngere Menschen brauchen andere Farben und Motive als ältere … Du siehst: Covergestaltung braucht ebenfalls deine volle Konzentration und Aufmerksamkeit. Beim Büchermachen ist NICHTS „mal eben schnell gemacht“.

Hole das Feedback von Testbetrachtern ein. Doch Vorsicht: Frage 5 Menschen und du bekommst 5 verschiedene Meinungen. Feedback kann auch verunsichern. Frage deine Testbetrachter daher nicht: „Wie gefällt dir mein Cover?“ Sondern „Wie wirkt es auf dich?“ Aus dieser Fragestellung erhältst du wesentlich wertvollere Informationen.

Was kostet ein Cover?
In der Regel zahlst du für einen Profi, der sein Handwerk versteht und dein Cover wirklich so anlegen kann, dass es für die jeweiligen Druckmaschinen der Druckerei deiner Wahl millimetergenau passt, zwischen 350 und 500 Euro. Wie immer gibt es Internetplattformen, bei denen du Designs für einen „Fünfer“ bekommst. Achte jedoch darauf, ob du das Motiv dann auch wirklich auf dem Cover benutzen darfst, sprich: die uneingeschränkten Rechte dafür erwirbst!

Selbst Bildagenturen wie 123rf.com oder Adobe Stock lassen sich Covermotive mit der sog. „erweiterten Lizenz“ bezahlen, die gute 60 Euro kostet. Lies immer das Kleingedruckte, damit du später ruhig schläfst.

Wenn du mit einem Verlag zusammenarbeitest, wird der sich um dein Cover kümmern. Achte dennoch auf die oben genannten Punkte, wenn du die ersten Entwürfe erhältst. Spüre auch genau, ob dir das Cover gefällt. Du bist schließlich derjenige, der es stolz in die Welt halten soll! Wenn dir das Cover überhaupt nicht gefällt, nimm deinen Mut zusammen und sprich es freundlich, aber bestimmt aus. Es gibt immer tolle Lösungen, wenn man gemeinsam danach sucht. Manchmal braucht es eine Runde mehr.

Ganz wichtig: Verwende niemals Bilder auf deinem Cover (wie auch in deinem Buch), deren Rechte-Hintergrund nicht geklärt ist! Und: Verwende auch niemals Bilder, die schon zu oft in der Speaker/Trainer/Coaching-Welt herumgeistern. Dazu gehören z. B. Goldfische, die aus einem Wasserglas ins andere hüpfen …

Auch Fotos Marke Eigenbau sind selten gut geeignet als Covermotiv. Wenn du ein wirklich gelungenes Motiv hast oder auch ein Foto von dir, das als Autorenfoto für die U4 (Buchrückseite) eingesetzt werden soll, dann sollte die Auflösung für gute Druckergebnisse mindestens 300 dpi (dots per inch) betragen.

Kaufst du das Foto bei einer Bildagentur (wie 123rf oder Adobe Stock) oder auch ein kostenfreies Motiv bei pixabay oder anderen Plattformen, dann gib immer die Bildnummer an und den Fotografen. Du findest Hinweise dazu direkt bei der Bilddatei im Internet. Diese Angabe gehört in dein Impressum des Buches unter „Bildnachweise“ (in der Regel ganz vorne im Buch, manchmal ganz hinten).

Was tun bei Buch-Reihen?
Du möchtest im Eigenverlag mehrere Bücher herausbringen, die zusammen eine Reihe ergeben? Dann sorge für ein Element, das man wiedererkennt. Vergleiche Buchreihen großer Verlage (z. B. die 30-Minuten-Reihe von GABAL) oder auch die Sachbücher von Springer Gabler und anderen Verlagen. Du kannst mit einer Farbe spielen, die immer gleichbleibt und sich wie ein roter Faden durch die Reihe zieht – z. B. als Hintergrund.

Wichtig ist, dass Titel und auch Untertitel sowie eine weitere Farbe oder ein farbiges Element auf jeden Fall deutlich machen, dass es sich um ein anderes Buch handelt, sonst denkt dein Leser: „Das hab ich ja schon.“

Noch einmal zur Erinnerung: Dein Cover, bestehend aus Bildmotiv (oder Schrifttyp) und Titel mit Untertitel, ist der erste Eindruck, den dein potenzieller Leser/Kunde von dir erhält. Für diesen hast du keine zweite Chance – und das Büchermeer ist riesig. Hebe dich daher durch Top-Qualität, grafische Ausgewogenheit und eine gewisse „Sexyness“ von deinen Mitbewerbern ab.

Mein Tipp: Wie bei Lektorat und Korrektorat gilt: Spare weder zeitlich noch finanziell an diesem wichtigen Schritt. Es zahlt sich für dich und dein Buch aus.

Ich wünsche dir viel Freude und Erfolg mit deinem Cover!

In der nächsten Folge schauen wir uns die Prüfung deiner Druckfahne an – jetzt zählt´s. Denn was gedruckt ist, steht Schwarz auf Weiß in der Welt. Auch hier ist daher noch mal höchste Konzentration gefragt.

Bis dahin mach es gut – und schreib dein Buch!

Karen Christine Angermayer
Autorin, Ghostwriterin, Buch-Coach

KAREN CHRISTINE ANGERMAYER ist international erfolgreiche Autorin von mehr als 30 Büchern bei 7 großen Verlagen und regelmäßig als Ghostwriterin für Trainer, Coaches und Speaker tätig. Ihre Bücher wurden u. a. zu SPIEGEL-Bestsellern und große Verlagshäuser kommen auf sie zu, um neue Ideen für Serien zu entwickeln. In den letzten 8 Jahren war sie darüber hinaus auch als Verlegerin tätig – sie kennt also alle Seiten des Schreibtischs.

Gerade frisch erschienen ist ihr Buch „Schreiben. Verlegen. Vermarkten: Erfolgreich zum eigenen Experten-Buch“. Als gedrucktes Buch und E-Book zu kaufen überall, wo es gute Bücher gibt.

Ihre Leidenschaft fürs Schreiben ist bereits in der Kindheit entflammt. Nach einem kurzen Umweg in die Welt der Zahlen und einem Diplom in Photoingenieurwesen an der FH Köln kehrte sie ganz schnell wieder in die Welt der Geschichten zurück. Seit inzwischen 22 Jahren ist ihre Liebe zum Schreiben eigener Bücher und der Unterstützung anderer Menschen beim Schreiben lebendig und voller Leidenschaft.

Zusammen mit ihrem starken Team aus Lektorat, Korrektorat und Buchdesign hilft sie Trainern, Coaches und Speakern von der ersten Idee über den Schreibprozess bis hin zum fertigen Buch. So entstehen jedes Jahr ca. 50 neue Bücher, die sie entweder selbst schreibt oder berät und begleitet.
Privat ist sie Mutter von 2 Teenagern und pendelt zwischen 2 Orten in Deutschland und ins sonnige Ausland. Sie weiß daher genau, wie wichtig strukturiertes Arbeiten und ein gutes Schreibmanagement sind – und genau dies vermittelt sie auch ihren Kunden.
Ihre Leistungen werden in vielen Fällen staatlich gefördert.

Kontakt: hallo@angermayer-sorriso.com