Du möchtest gerne ein Buch schreiben, scheust dich aber vor der zu schreibenden Menge? Dann kann ich dich heute beruhigen: Oft haben wir bereits wahre Schätze in unseren Schreibtischschubladen oder auf unseren Servern liegen. Aus ihnen lässt sich in vielen Fällen ganz einfach und schnell ein Buch machen. In dieser Folge zeige ich dir die 7 wesentlichen Schritte dorthin. Viel Spaß dabei!
Neulich rief mich ein Kunde aus Österreich an. Er wollte sooo gerne ein Buch machen, aber die Tatsache, viele Seiten zu schreiben, ängstigte ihn. Ein Buch sei immerhin ein Buch … Davor hatte er großen Respekt. Ich schaute mir seine Website an und mir fiel auf: Der Herr schrieb seit Jahren einen sehr wertvollen Blog, der auch gut besucht war. Da war es doch schon – sein Buch. Oder zumindest eine sehr ordentliche Grundlage dafür.
Der Kunde war sehr erleichtert, als ich ihm dies mitteilte. Ich gab ihm noch einen weiteren wichtigen Tipp:
1. Wähle die Artikel mit der erfolgreichsten Resonanz aus.
Ein Blog bietet uns die fantastische Möglichkeit des „Beta-Tests“. Normalerweise wissen wir in der Buchbranche vor Veröffentlichung eines Buches nie, wie es später angenommen wird. Das kreative und auch das finanzielle Risiko liegen bei denen, die die Bücher herstellen (Autoren / Verlage / Selbstverleger). Ein eigener Blog (oder auch die Resonanz, die du auf Social-Media-Beiträge) erhalten hast, zeigt dir genau: „Das wurde gelesen. Das wurde geliked. Und zwar XY Mal.“
Wenn du schon einen Online-Kurs oder Videos/Podcasts veröffentlicht hast, hast du ebenfalls einen guten Überblick, welche Episoden bzw. Kursteile wie oft angeklickt oder konkret gekauft wurden.
Ich empfehle dir, für dein Buch genau diese Beiträge/Episoden auszuwählen oder zumindest 80% davon. Denn dann wirst du mit ziemlicher Sicherheit wieder auf eine tolle Resonanz stoßen.
2. Definiere das passende Dach für deine Beiträge.
Natürlich ist es ganz wichtig, dass deine Beiträge auch inhaltlich sauber zusammenpassen. Ich gehe hier davon aus, dass du ein bestimmtes Thema hast, über das du für eine ausgesuchte Zielgruppe schreibst. Über die Wichtigkeit, deine idealen Kunden und Leser zu kennen, schon in einer früheren Folge. Am Ende dieser Folge findest du noch einmal den Link.
Finde den roten Faden, das Dach, das diese Beiträge organisch miteinander verbindet. Was nicht ins Buch gehört – lass konsequent draußen. Vielleicht ergibt sich daraus ein eigenes Buch oder Büchlein.
3. Bringe die Beiträge in eine stimmige Reihenfolge.
Jeder Film hat einen Spannungsbogen. Der Leser erkennt ihn nicht auf den ersten Blick, doch die Drehbuchautoren kennen ihn genau. Es ist ihr Handwerkszeug, um das Betrachten des Films zu einem aufregenden Vergnügen zu machen. Auch Bücher brauchen diesen Spannungsbogen – es ist deine Struktur, dein Inhaltsverzeichnis.
Meine Empfehlung: Sortiere deine Beiträge nach Themenbereichen. Bei Ratgebern, die sich über gewisse Lebensspannen (z. B. bei Kindern oder Jugendlichen) ziehen, kannst du eine chronologische Ordnung wählen (z. B. nach Lebensjahren oder Konflikten, die in diesen Jahren auftreten können). Möglich ist auch eine Abfolge von Schritten: „10 Steps für mehr …“ oder „5 Fehler, die du vermeiden solltest, wenn du …“.
Ordne auf einem Blatt Papier oder in einer Datei zunächst nur die Überschriften der Beiträge – und den jeweiligen Überschriften später die passenden Textteile zu. So behältst du zu jeder Zeit die Übersicht.
Mein Kunde war sehr happy mit diesen Informationen. Sogleich machte er sich an die Arbeit und stellte seine Top-Beiträge in einem Manuskript zusammen. Ich half ihm beim Ordnen, denn an manchen Stellen fehlte ihm schlicht der Überblick über sein gesamtes Material (Stichwort: den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen). Das ist ganz normal.
Der Text hatte schließlich, als er so vor uns lag, stattliche 150 Seiten! In gedruckter Buchform wären das auf jeden Fall 200 bis 250 Buchseiten. Hurra, ein ganzes Buch!
4. Lies den ganzen Text einmal durch. Ohne zu werten und ohne darin herum zu korrigieren.
Jetzt geht´s ans Eingemachte. Lies dein Roh-Manuskript einmal von vorne bis hinten durch. Klopfe dir selbst auf die Schulter. Sei stolz auf all das, was du schon geschrieben hast. Es ist bereits erschaffen und du brauchst es nicht neu zu erfinden!
Notiere dir auf einem Extra-Blatt deine Eindrücke. Korrigiere nicht gleich im Text herum. Die Gefahr ist sonst groß, dass du dich an einer einzelnen Stelle festbeißt und nicht weiterkommst. Schreib einfach auf dem separaten Blatt alles auf, was dir zu deinem Text einfällt.
Wenn du mit dem Ergebnis zufrieden bist, prima. Sollte dir die Reihenfolge noch nicht gefallen, wichtige Beiträge fehlen etc., dann ergänze diese, lösche sie oder stelle um. Notiere dir auch, welche Beiträge evtl. neu verfasst werden sollten, weil sie noch nicht vorhanden sind oder dir nicht gefallen.
5. Erst dann kommt die Feinarbeit.
Wenn diese Grobstruktur steht, dann kannst du dich den Feinheiten widmen, den einzelnen Beiträgen. Blogs oder andere Beitragsreihen schreiben wir in der Regel über lange Zeiträume, manchmal über Jahre. Dabei ändert sich oftmals unser Schreibstil, auch die Struktur der Beiträge (Länge, Kürze, Tonfall, persönliche Geschichten, Interviews) …
Prüfe, welche Struktur dir für die einzelnen Beiträge, die später in deinem Buch zu „Kapiteln“ werden, am meisten zusagt. Welche Anordnung wäre für deine Leser am interessantesten? Leser lieben Wiedererkennbarkeit, also z. B. eine Abfolge, die in jedem Kapitel vom Allgemeinen (Tatsachen, Beobachtungen) ins Spezifische (Beispiele) geht und mit einer persönlichen Story oder einem Erlebnis abgerundet wird. Auch Reflexionsfragen am Ende eines Kapitels werden gerne gesehen, sowie praktische Übungen, kurze Meditationen, Visualisierungen, Checklisten, Journaling-Anregungen usw.
Achte auch auf elegante Übergänge.
Wenn du all deine Kapitel einmal sauber durchgearbeitet hast, lies das gesamte Manuskript noch einmal durch (besser zwei Mal). Hier werden dir weitere Korrekturen auffallen, die du gerne vornehmen möchtest. Meist sind diese aber nur noch marginal, da du ja den gesamten Beitrag bereits vor einiger Zeit geschrieben und sicher mehrfach überarbeitet hast, bevor er das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat. Achte in diesem Step darauf, dass die Anschlüsse und jeweiligen Kapitel-Anfänge sich schlüssig und elegant lesen.
6. Baue einen sexy Titel, der dein Werk verkauft.
Übers Titel-Bauen sprachen wir auch schon an anderer Stelle in dieser Beitragsreihe (auch hierzu der Link am Ende dieses Beitrags.) Spiele mit mehreren Titelvarianten. Schreibe sie jeweils auf ein großes Blatt Papier und lege sie vor dir aus. Welcher Titel ist am klarsten, am verständlichsten? Welcher Titel transportiert den Nutzen deines Buches für deine Leser am besten und vor allem: am eindeutigsten?
Es geht nicht um literarische Qualität oder besonders originelle Kreationen. Buchtitel müssen innerhalb von Sekunden-Bruchteilen „funktionieren. Sonst klickt dein Leser das nächste Buch an oder geht am Büchertisch eine Reihe weiter.
7. Letzter Korrektur-Durchgang. Und dann ab damit!
Lass dein Manuskript von einem professionellen Korrektor noch einmal auf Rechtschreib- und Grammatikfehler durchsehen. Und dann kann es auf den Weg in die Welt! Biete dein Manuskript bzw. eine Leseprobe von 30-50 Seiten einem Verlag an. Lege ein professionelles Exposé dazu. Wenn du nicht so lange warten möchtest, bis ein Verlag dir Rückmeldung gibt (3-6 Monate) oder dein Buch auf den Markt bringt (1-2 Jahre ab Vertragsunterzeichnung), dann bringe es selbst heraus (ca. 3-5 Monate, je nach Qualität des Textes und des Umfangs). Ich helfe dir mit meinem Team gerne dabei.
Und, war das schwer? Nein, oder? Auf jeden Fall nicht so zeitaufwändig, wie ein ganzes Buch auf Seite 1 zu beginnen!
Mein Tipp für dich heute: Schau dir an, was du bereits alles geschrieben hast. Einen Blog? Einen Online-Kurs? Eine Podcast- oder Video-Reihe? LinkedIn-Beiträge oder Gastartikel auf anderen Plattformen? Seminar- und Trainingsunterlagen? Das Skript zu einem Vortrag? Sehr oft sind hier brauchbare Textteile dabei, die sich mit einer leichten Glättung und einigen wenigen Anpassungen in ein Manuskript verwandeln lassen.
Wir müssen das Rad nicht immer wieder neu erfinden. Schöpfe aus dem Wertvollen, das du bereits geschaffen hast.
Das Ganze gilt natürlich auch umgekehrt: Aus einem bereits bestehenden Buch kannst du einen Online-Kurs kreieren, eine Video- oder Podcast-Reihe … Möglichkeiten gibt es viele. Sei erfinderisch. Mach all das, worauf DU Lust hast! (Das ist nicht immer unbedingt das, was die Marketing-Gurus sagen. Es muss für DICH funktionieren.)
Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Entdecken deiner Schätze!
Hier noch die hilfreichen Links zum Weiterlesen:
Deine idealen Leser und Kunden
Verlag oder Selbstverlag? Finde deinen richtigen Weg!
In der nächsten Folge schauen wir uns das Thema „Zitate“ an. Ein Thema, dessen Wichtigkeit oft von Autoren unterschätzt wird. Um ruhig zu schlafen, solltest du diese Folge auch unbedingt lesen.
Bis dahin mach es gut – und schreib dein Buch!
Karen Christine Angermayer
Autorin, Ghostwriterin, Buch-Coach
KAREN CHRISTINE ANGERMAYER ist international erfolgreiche Autorin von mehr als 30 Büchern bei 7 großen Verlagen und regelmäßig als Ghostwriterin für Trainer, Coaches und Speaker tätig. Ihre Bücher wurden u. a. zu SPIEGEL-Bestsellern und große Verlagshäuser kommen auf sie zu, um neue Ideen für Serien zu entwickeln. In den letzten 8 Jahren war sie darüber hinaus auch als Verlegerin tätig – sie kennt also alle Seiten des Schreibtischs.
Ihre Leidenschaft fürs Schreiben ist bereits in der Kindheit entflammt. Nach einem kurzen Umweg in die Welt der Zahlen und einem Diplom in Photoingenieurwesen an der FH Köln kehrte sie ganz schnell wieder in die Welt der Geschichten zurück. Seit inzwischen 22 Jahren ist ihre Liebe zum Schreiben eigener Bücher und der Unterstützung anderer Menschen beim Schreiben ungebrochen.
Zusammen mit ihrem starken Team aus 8 Partnern hilft sie Trainern, Coaches und Speakern von der ersten Idee über den Schreibprozess bis hin zum fertigen Buch. So entstehen jedes Jahr ca. 50 neue Bücher, die sie entweder selbst schreibt oder berät und begleitet.
Privat ist sie 2fache Mutter von 2 Teenagern und pendelt zwischen 2 Orten in Deutschland. Sie weiß daher genau, wie wichtig strukturiertes Arbeiten und ein gutes Schreibmanagement sind – und genau dies vermittelt sie auch ihren Kunden 🙂
Kontakt: hallo@angermayer-sorriso.com

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