von Karen Christine Angermayer

Dein Buch ist da und am liebsten möchtest du es an die ganze Welt verschicken, auch in die Redaktionen der großen Zeitungen und TV-Sender. Nur … da liegen schon so viele. Besser gesagt stapeln sie sich bis zur Decke in allen Fluren. Tatsächlich wird nur über einen winzigen Bruchteil berichtet. Wenn eines Tages die große Eiszeit kommt, können sich zumindest die Redakteure und Journalisten ein schönes Feuerchen anmachen …

Worauf du bei der PR zu deinem Buch achten solltest, was eine gute Pressemitteilung kennzeichnet, was bei Journalisten gar nicht zieht, womit du sie aber neugierig machst, darum geht es in der heutigen Folge. Viel Spaß!

Fangen wir mit dem größten Fettnäpfchen an. Dem Irrtum, dem viele Autoren unterliegen: dass PR das gleiche wie Werbung ist. Das ist sie nicht! Pressearbeit ist eine ganz nüchterne, sachliche Angelegenheit. Hier geht es um Information, nicht um Emotion. Um Relevanz statt um Allgemeinplätze. Um den Bezug zum Leser – und nicht in erster Linie um dich und dein Buch! Journalisten mögen es daher überhaupt nicht, wenn schon der x-te Autor in dieser Woche bei ihnen anklopft und sagt: „Ich habe ein tolles Buch geschrieben.“ Das lockt niemanden hinterm Ofen hervor. Im Gegenteil. Müdes Gähnen ist die Folge. Da kann dein Buch und deine tägliche Arbeit noch so großartig sein.

Journalisten interessieren sich für THEMEN, nicht für Bücher.
Journalisten denken in „Themen“ und „Stories“. Statt zu sagen: „Ich habe ein tolles Buch geschrieben“ solltest du eher einen Satz formulieren, der in diese Richtung geht: „Mein Name ist … Ich bin Experte für … Und ich möchte Ihnen heute gerne einen Themenvorschlag machen, der für Ihre Leser sehr interessant sein könnte.“

Themenvorschlag ist das Zauberwort. Inhalte! Das macht den Redakteur, Journalisten oder Blogger neugierig. Es kann dann immer noch sein, dass dieser Mensch leider nicht der richtige für dein Thema ist. Darum ist es von großer Bedeutung, dass du VOR dem Versenden einer E-Mail oder dem Griff zum Hörer deine Hausaufgaben machst und genau recherchierst, wer a) das richtige Medium für dein Thema und b) der richtige Ansprechpartner ist.

Schicke niemals eine Massenmail an redaktion@ oder info@. Diese gehen gnadenlos im virtuellen Nirwana unter!

Wenn du mit einer PR-Agentur zusammenarbeitest, dann weiß die Agentur genau Bescheid, wen sie für deinen Bereich ansprechen kann. Dies ist ihr tägliches Brot. Gute PR-Agenturen haben einen Verteiler von mehreren tausend Kontakten. Meist kommen aber eh nur ein paar Hundert – wenn überhaupt – für ein bestimmtes Thema in Frage.

Was sind die Merkmale einer guten Pressemitteilung?
Du möchtest es allein versuchen und eine Pressemitteilung zu deinem Buch verschicken? Dann hier ein paar Tipps, wie eine professionelle Mitteilung an die Presse aussieht. Wie gesagt: Schick am besten einen oder mehrere Themenvorschläge mit – z. B. mögliche Inhalte, die du in Form einer kurzen Artikelreihe für die Zeitschrift aufbereiten könntest. Gut macht sich auch ein Interview von 3-5 Fragen und Antworten, die du ausformuliert mitschickst und in denen deine Expertise klar zum Vorschein kommt.

Eine gute Pressemitteilung ist interessant. Für den Journalisten ist oft nicht das wichtig, das uns wichtig erscheint. Eine neue Coaching-Methode ist nicht interessant, aus Journalistendenke. Der Journalist tickt LESERbezogen. Er fragt sich: „Was hat das Buch bzw. der Autor und seine Methode Ungewöhnliches, Neuartiges (auch: Kurioses oder Schräges) zu bieten? Interessiert das meinen Leser?“ Der Journalist kennt seine „Pappenheimer“ ganz genau – er weiß, worauf seine Leser anspringen und worauf gar nicht. Er bewegt sich hier in schmalen und sehr klaren Bahnen – wie im Schwimmbad.

Eine gute Pressemitteilung ist relevant. Die Pressemitteilung sollte das behandeln, womit sich der Redakteur oder Blogger täglich beschäftigt. Beobachte daher das Zeitgeschehen sehr genau und frage dich: „Wo könnte ich mich thematisch dranhängen?“ Vor einer großen Wahl, wie gerade bei der vergangenen Bundestagswahl, könntest du z. B. anbieten, darüber zu schreiben, wie Menschen Entscheidungen treffen – ob aus dem Bauch oder mit dem Verstand. Was Menschen beeinflusst. Wie leicht Menschen zu beeinflussen sind … Wenn du im Gesundheitsbereich arbeitest, erzähle uns, wie wir ohne Infekte gut durch den Winter kommen – und an Weihnachten schlank bleiben. Oder die Homeoffice-Pfunde wieder locker runterkriegen. Wenn das Frühjahr kommt, zeige uns, wie wir nicht nur unseren Kleiderschrank entrümpeln können, sondern auch mental aufräumen, Glaubenssätze umwandeln, uns neue, starke Ziele setzen können … Je nachdem, in welchem Bereich du arbeitest.

Eine gute Pressemitteilung ist verständlich. Einfache Sprache, wenig Substantive, kurze Sätze und die Verwendung von Absätzen kennzeichnen eine professionelle Pressemitteilung aus. Der Journalist/Blogger sollte den Text „scannen“ können und nicht lange nachdenken müssen. Diese Menschen sind unter Zeitdruck. Es bleiben nur Sekunden, die darüber entscheiden, ob deine Presseinformation veröffentlicht wird oder in den Papierkorb wandert.
Fasse dich daher kurz und: Bringe das Wichtigste immer zuerst, weniger Wichtiges, Erläuterndes an zweiter und dritter Stelle. Mach deine Headline „catchy“. Sie muss es schaffen, dass der Journalist auf Öffnen klickt – und nicht auf Delete. Letztere Taste benutzt er oft. Ziel des Versands einer Pressemitteilung ist es, dass dich der Journalist oder Blogger kontaktiert, um nähere Informationen zu erhalten oder deinen Text direkt abdruckt.

Pressemitteilungen sind daher immer Informationsgrundlagen. Sie sind keine Werbung! Der Journalist ist kein „Werber“, sondern Wissensvermittler.

Weitere Tipps zur textlichen Gestaltung: Die sogenannten „W-Fragen“ helfen dir, klar auf den Punkt zu kommen: WER hat WAS WANN WO und WIE gemacht – und WARUM? Schreibe im Präsens und halte die Mitteilung max. 1 DIN A4-Seite lang. Denk an deine Kontaktdaten! Zu den Themenvorschlägen kannst du ein Cover deines Buches beifügen und erwähnen, dass du ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht hast und der Redaktion gerne ein kostenfreies Exemplar zur Verfügung stellst. Schicke keine Bücher ungefragt durch die Welt, das kostet dich nur Geld! Und häng an deine Mail nicht hunderttausend Anhänge. Die Pressemitteilung oder der Themenvorschlag reicht. Menschen wollen nicht mehrfach klicken. Im schlimmsten Fall sind die Dateien zu groß und deine Mail kommt nicht durch.

Storys überzeugen mehr als Fakten.
Eine gute Story sagt mehr als 1000 Worte. Frage dich bei der Vorbereitung deiner Kontaktaufnahme immer: Was an meinem Thema oder meinem Buch lässt sich über eine besondere Story transportieren? Hat das Buch oder meine Arbeit eine besondere Entstehungsgeschichte oder einen besonderen Hintergrund? Habe ich etwas Außergewöhnliches erlebt oder zu bieten, das erklärt, warum ich so für mein Thema brenne und das mich für die Leser dieses Mediums spannend macht? Besteht gerade eine zeitliche oder thematische Relevanz?

Nutze den Jahreskreislauf.
Übers Jahr hinweg bieten bestimmte Tage und wiederkehrenden Feste gute Möglichkeiten, eine Pressemitteilung zu lancieren: z. B. Aktionstage (Weltfriedenstag, Weltfrauentag, Weltkrebstag, Tag der Gesundheit, Weltspartag, Muttertag, Valentinstag, Totensonntag/Allerheiligen …), große (wiederkehrende) Ereignisse (Weihnachten, Schulanfang, WM, EM, Olympia, Oskarverleihung, Oktoberfest, neue Gesetze …) oder auch Jubiläen (Grundgesetz, Mauerfall …).

Frage dich: „Welche Ereignisse fallen jedes Jahr an?“ Denn mit diesen Themen muss sich der Journalist immer auseinandersetzen. Schneide dein Thema auf die passenden Ereignisse zu, wie oben bereits beschrieben.

Es lohnt sich, einen eigenen „Pressekalender“ anzufertigen mit den wichtigsten Eckdaten des Jahres. Denke immer vorausschauend und biete den Redaktionen einen guten Aufhänger für dich bzw. ein Event, das du planst. Komm nicht auf den letzten Drücker an!

Finde spannende Kombinationen. Sei innovativ. Sehr schön fand ich die Aktion eines asiatischen Restaurants, das im Saarbrücken neu eröffnete zu der Zeit, als ich dort lebte: Die Geschäftsführer riefen die Saarbrücker Zeitung an und sagten: „Am Tag der Eröffnung gibt es bei uns Lyoner-Sushi!“ Wer Lyoner nicht kennt, das ist die saarländische Variante der Fleischwurst. Fleischwurst-Stückchen auf Reis, mit Algen umwickelt – das ist eine ungewöhnliche Kombination. Für die Presse hochinteressant. Das Restaurant bekam einen großen Bericht mit Foto zu seiner Eröffnung.

Ich selbst rief die gleiche Zeitung an, als ich meine Ausbildung zur Poesie- und Bibliotherapeutin absolviert hatte (ist schon ein Weilchen her). „Ich bin die erste Poesietherapeutin im Saarland“, sagte ich damals zu dem Redakteur. Wenige Tage später kam ein Journalist bei mir vorbei, fotografierte mich an meinem Schreibtisch und machte ein Interview mit mir. Das Ergebnis: Eine halbe Seite mit Foto in der Zeitung im Lokalteil, die mich sonst (schon damals) knappe 1000 Euro gekostet hätte, wenn ich es als Anzeige hätte schalten müssen.

Was macht dich neu und besonders? Lerne, wie ein Journalist zu denken und du wirst in deinen PR-Bemühungen um ein Vielfaches effektiver sein. Ich wünsche dir dabei viel Spaß und Erfolg!

In der nächsten Folge widmen wir uns der Frage: „Ich bin noch beim Schreiben – darf ich schon über mein Buch sprechen?“ Ich freue mich, wenn du wieder dabei bist.

Bis dahin, mach es gut – und schreib dein Buch!

Karen Christine Angermayer
Autorin, Ghostwriterin, Beraterin für Expertenmarketing, Sichtbarkeit und Positionierung

KAREN CHRISTINE ANGERMAYER ist international erfolgreiche Autorin von mehr als 30 Büchern bei 7 großen Verlagen und mehrmals pro Jahr als Ghostwriterin für Speaker, Trainer und Coaches tätig.
Ihre Bücher wurden u. a. zu SPIEGEL-Bestsellern und große Verlagshäuser kommen auf sie zu, um neue Ideen für Serien zu entwickeln.

Als Verlegerin der sorriso GmbH hat sie in den letzten 5 Jahren 50 Projekte auf dem Weg von der Produktion bis in den Handel betreut.

In persönlichen Coachings und Beratungen für Unternehmer*innen und Selfpublisher*innen berät sie von der ersten Idee für ein Buch über die Konzepterstellung und Dramaturgie sowie dem textlichen Feinschliff bis zum fertigen, gedruckten Buch, das der Autor in Händen hält.

Ihre Leistungen werden in vielen Fällen staatlich bis zu 50-80% gefördert. Kontakt: hallo@angermayer-sorriso.com