Vornweg gesagt: Ich bin mit keinem Programmierer der im Folgenden genannten Schreibprogramme verwandt oder verschwägert und ich habe auch nichts von dieser Empfehlung. Die genannten Produkte sind einfach ein gutgemeinter Tipp zur Information für dich, da ich von anderen Autoren diesbezüglich Gutes gehört habe.
Es gibt inzwischen jede Menge Schreibprogramme für Autoren. Als ich anfing zu veröffentlichen, das war in 2009, kannte ich kein einziges. Über die Jahre hinweg hörte ich immer mal wieder von Scrivener und Papyrus. Das war es dann aber auch schon. Als ich für diesen Beitrag recherchierte, stieß ich auf insgesamt 17 Stück. Und wahrscheinlich gibt es noch jede Menge mehr. Es wird ja inzwischen allerhand digitalisiert. Ich frage mich, wie Goethe und Schiller es damals nur geschafft haben.
Da Scrivener und Papyrus neben Google Docs die mir derzeit am geläufigsten sind, gehe ich heute auf sie ein. Bei der Recherche stieß sich noch auf Ulysses (rein für Mac), das ich auf den ersten Blick ganz vielversprechend finde. Schau dir am besten auch die anderen an. Nicht alles passt für jeden.
Beachte auch: Manche Programme sind kostenlos, manche kostenpflichtig. Prüfe daher gut, bevor du dich „ewig bindest“.
Was kann ein Schreibprogramm für dich als Autor tun?
Schreibprogramme können dabei helfen, dich besser zu organisieren. Wir sprachen ja bereits in der letzten Folge („Zettelwirtschaft ade“) darüber, wie wichtig es ist, Ideen festzuhalten, damit kein Papier-Wust, gefolgt von Chaos im Kopf, entsteht.
Schreibprogramme können auch dabei helfen, dir feste Schreibziele (Seiten oder Wörter pro Tag bis zum Tag X) zu setzen und selbst zu überprüfen, ob du sie eingehalten hast. (Das kann auch ein guter Freund für dich erledigen – diesem fällt es aber nicht leicht, dich nach dem dritten „Nein, ich habe wieder nichts geschrieben“, das er von dir hört, noch mal anzurufen. Es sei denn, du versprichst ihm, für jedes weitere Nein einen Obolus in ein Sparschweinchen zu werfen – in seins.)
Schreibprogramme können darüber hinaus unterstützend wirken, wenn du viel mit anderen schreibst – bei einer Co-Autorenschaft z.B. Oder wenn du mit einem Ghostwriter oder Lektor intensiv am Text arbeitest und die aktuellste Version immer für alle verfügbar sein soll.
Programme, die dein (Schreib-)Leben leichter machen: Google Docs, Scrivener, Papyrus Autor
Google Docs (für Windows und Mac)
Genau genommen kein Schreib-Programm, sondern ein kostenloses Textverarbeitungsprogramm. Es hat den Vorteil, dass du von jedem Endgerät darauf zugreifen kannst (Tablet, Smartphone, Desktop). Außerdem kannst du Dokumente mit anderen Nutzern teilen, die wiederum eigene Ideen, Kommentare oder Änderungen in den Dokumenten einfügen können, wenn du ihnen die Freigabe dafür erteilt hast.
Scrivener (für Windows und Mac)
Scrivener ist ein Schreibprogramm für Autoren, die ihre Ideen verwalten möchten (z. B. auf virtuellen Karteikarten), Strukturen ausprobieren und verschieben möchten und auch lange Textteile elegant verwalten möchten. Volle Kontrolle von der ersten Idee bis zum Manuskript, das dann mit einem Klick ausgedruckt werden kann, so könnte man dieses Programm beschreiben.
Papyrus Autor (für Windows und Mac)
Mithilfe von „Denkbrettern“ kannst du deine Ideen strukturieren, was vom Layout her ansprechend gemacht ist, wie ich finde. Eine Stilanalyse sowie automatische Datenspeicherung ist ebenfalls integriert – und du kannst dich von deinen eigenen Schreibzielen motivieren lassen. Du legst deine Schreibzeiten und Etappen (z. B. Abgabetermin, Projektziel: 10.000 Wörter, tägliches Ziel: 300 Wörter) fest und lässt dich daran erinnern. Und du feierst es, wenn du deine Ziele erreicht hast.
Freedom – kein Schreibprogramm, aber ein Türsteher für „digitale Schweinehunde“
Die App für alle, die sich gern und oft von Social Media oder dem minütlichen E-Mail-Check ablenken lassen. Die Websites, die du auswählst (YouTube, Facebook, Instagram …), werden solange blockiert wie du schreibst. Das bedeutet: 100% Fokus auf dich und dein Buch. Freedom ist daher kein Programm, das gezielt beim Schreiben hilft – und trotzdem genau dabei hilft. Denn verlorene Zeit können wir nie wieder nachholen. Es lohnt sich, beim Schreiben lieber einmal mehr „Nein“ als „Ja“ zu sagen zu den Lockungen des Internets.
Welche Schreibprogramme gibt es noch?
• iA Writer
• StoryIt ()
• Pages (nur für Mac, eher ein Layout-Programm, direkt mit dem iBook-Store von Apple verknüpft)
• Novel Factory (für Romanautoren)
• ProWritingAid
• HemingwayEditor
• Grammarly
• YWriter
• FocusWriter
• Ulysses (nur für Mac, ermöglicht direktes Veröffentlichen in WordPress)
• Milanote (ähnlich wie das virtuelle Whiteboard miro.com, über das ich in der letzten Folge sprach)
• Vellum (für Mac, legt den Fokus auf Layout und Design, für E-Books und Printbücher)
• Bibisco (für Romanautoren)
Wie schon gesagt: Prüfe vor einem evtl. Kaufabschluss, ob dir das Programm wirklich dient. Denn wenn der innere Schweinehund aus anderen Ecken kommt, dann gilt es eher, an deiner grundlegenden Motivation, Disziplin, am Handwerk oder mit einem guten Coach zu arbeiten, statt mit einer Software, die vielleicht am Anfang den Kick des Neuen verleiht, dann aber, wie vieles andere, auf dem digitalen Schrotthaufen landet.
Für welches Programm du dich entscheidest, hängt von der Art der Texte oder Bücher ab, die du schreiben willst. Die Höherpreisigen bieten mit Sicherheit mehr Funktionen, was nicht heißen soll, dass du mit den günstigeren nicht auch zum Ziel kommst. Auch mit einem Käfer kann man eine Weltreise machen (ich darf das sagen, denn ich war jahrelang Käferfahrerin).
Noch ein Wort zum Schluss: Kompatibilität ist das Zauberwort! Es nützt nichts, wenn du dein „Super-Buch“ in einem Programm geschrieben hast, das später niemand außer dir lesen und öffnen kann. Beachte immer, dass Lektoren in Verlagen oft sehr herkömmlich in Word arbeiten. Womit auch immer du arbeitest, deine Datei muss sich in eine offene (!) Word-Datei, kein PDF, oder wenigstens in eine rtf-Datei verwandeln lassen. Sonst nützt die schönste Software nichts.
Ich persönlich schreibe und versende alle meine Buch-Manuskripte in Word. Sehr schlicht. Ich habe nicht mal eine Formatvorlage! Bei mir gibt es nur „plain text“. Ohne Schnörkel. Ohne Layout. Das Wort muss überzeugen, ist mein Motto. Und das hat mir bislang immer geholfen.
Mich nervt das „Gespringe“ des Cursors und die Selbst-Korrektur des Inhaltsverzeichnisses, die mich bei Änderungen schon viele graue Haare gekostet hat. Entweder, weil ich nicht schlau genug bin oder weil sie mir zeigen will, dass sie das Sagen hat. Solche „nervlichen Zerrüttungsfaktoren“ müssen aus meinem Schreibleben draußen bleiben. Ab vor die Tür!
Doch jeder ist hier anders. Der eine liebt es pur und nackig, der andere mag Spielereien. Von daher probiere für dich aus, was dir am besten liegt.
Ich hoffe, ich konnte dich auch heute wieder ein Stück weiterbringen auf deinem Schreibweg.
Wir lesen uns definitiv wieder – mit und ohne Schreibprogramm – wenn du magst. In der nächsten Folge geht es um das Thema „Kinder- und Jugendbuch“. Worauf solltest du achten, wenn du dein Thema, deine Botschaft, auf diese Zielgruppe adaptieren möchtest?
Ich freu mich auf dich!
Bis dahin mach es gut – und schreib dein Buch!
Karen Christine Angermayer
Autorin, Ghostwriterin, Beraterin für Expertenmarketing, Sichtbarkeit und Positionierung
KAREN CHRISTINE ANGERMAYER ist international erfolgreiche Autorin von mehr als 30 Büchern bei 7 großen Verlagen und mehrmals pro Jahr als Ghostwriterin für Speaker, Trainer und Coaches tätig.
Ihre Bücher wurden u. a. zu SPIEGEL-Bestsellern und große Verlagshäuser kommen auf sie zu, um neue Ideen für Serien zu entwickeln.
Als Verlegerin der sorriso GmbH hat sie in den letzten 5 Jahren 50 Projekte auf dem Weg von der Produktion bis in den Handel betreut.
In persönlichen Coachings und Beratungen für Unternehmer*innen und Selfpublisher*innen berät sie von der ersten Idee für ein Buch über die Konzepterstellung und Dramaturgie sowie dem textlichen Feinschliff bis zum fertigen, gedruckten Buch, das der Autor in Händen hält.
Ihre Leistungen werden in vielen Fällen staatlich bis zu 50-80% gefördert. Kontakt: hallo@angermayer-sorriso.com

Hinterlasse einen Kommentar