Manchmal scheint alle Welt eine Idee für ein tolles Buch zu haben – nur wir nicht. Ich kann dich beruhigen. Der Schein trügt. Nicht alle Autoren dieser Welt haben ständig Ideen. Und nicht alle Ideen sind tauglich für ein ganzes Buch. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen: 3 Dinge helfen, wenn uns partout nichts mehr einfallen will. Erstens: Vor die Tür gehen und uns inspirieren lassen. Zweitens: Den Kopf mal wieder ganz frei räumen. Und dann gibt es da noch einen Weg, der bitte nicht wörtlich zu verstehen ist, sondern rein gedanklich: Steig dir doch mal selbst aufs Dach.
Viel Spaß mit der heutigen Folge!
Die heutige Folge ist echt kurz. Nicht, weil mir nichts eingefallen ist. Sondern weil der Tipp, den ich dir heute geben möchte, sehr einfach und schnell zu erledigen ist. An dieser Stelle ein riesengroßes Dankeschön an Barbara Rossié, die meine Beiträge immer so wunderbar auf Fehlerteufelchen und allzu großzügig verteilte Kommas durchsieht. Danke, liebe Barbara, ich weiß deine Unterstützung sehr zu schätzen! Heute bist du hoffentlich ganz schnell durch mit meinem Text.
Vor die Tür gehen.
In diesen Tagen sind Urlaube oder kurze Städtetrips nicht ganz so frei möglich und vielleicht auch nicht ganz so vergnüglich wie „sonst“. Doch vieles geht noch – z. B. eine Runde um den Block gehen, eine längere Wanderung im Wald unternehmen, sich an einen schönen See setzen … Jeder Gang vor die Tür, raus aus dem Gewohnten, hilft dabei, uns selbst wieder „hören“ zu können und auf neue Ideen zu kommen. Mir persönlich hilft schon eine Tasse Kaffee auf dem Balkon mit Blick auf die Natur oder die Nachbarn. Ich höre jemanden etwas rufen, sehe eine interessante Begegnung zwischen zwei Menschen, nehme wahr, worüber ein kleines Kind lacht und sich freut, schaue zu, wie der Müllmann die Tonnen leert … Dabei kann viel passieren. Ideen lauern überall. Sogar beim Durchblättern von Zeitungen oder Zeitschriften springen mich Ideen an.
Den Kopf mal wieder frei machen.
Manchmal ist unser Kopf einfach zu voll. Dann hilft nur: Sendepause. Weniger Fernsehen. Weniger Social Media. Weniger Termine.
In Folge 16 dieser Reihe (sie heißt „Aufräumen im Kopf – mit den Morgenseiten“) findest du eine hilfreiche Inspiration, wie du dich selbst vom „Monkey Mind“ befreist, innerlich still wirst und somit Raum für neue Ideen schaffst.
Worum es mir heute für dich geht, ist ein sehr wirkungsvoller Weg, um dem eigenen Thema auf schnelle und einfache Weise auf die Spur zu kommen.
Steig dir aufs Dach.
Wie gesagt, dies bitte nicht wörtlich auffassen, sondern rein bildlich. Stell dir vor, du stehst oder sitzt auf dem Dach des Hauses, in dem du wohnst. Unter dir steht eine große Menschenmenge. Es sind deine Familienmitglieder, Freunde, Bekannte, Kollegen … Viele Menschen, die du kennst. Sie schauen dich erwartungsvoll und freundlich an. Sieh dich einen Moment um: Wer ist alles da? Genieße ihre Anwesenheit und ihre liebevollen Blicke. Alle mögen dich gern und schätzen dich, für das, was du bist.
Und jetzt stell dir vor, du hättest nur noch Zeit für einen Satz. Einen Satz, den du zu diesen Menschen sagen könntest. Einen Satz, den du der Welt von dir hinterlässt.
Wie lautet dieser Satz?
Schreib ihn auf.
Dann spiel ein bisschen mit diesem Satz. Ist alles darin, was du der Welt sagen möchtest? Könnte man den Satz kürzen, damit seine Botschaft knackiger wird? Sind alle Worte am richtigen Platz oder möchtest du umstellen? Jongliere mit den Worten. Hat der Satz auch schon die maximale Power, die er haben kann? Denk daran: Es ist der letzte Satz, den du hast.
Und jetzt stell dir vor, wie du diesen Satz in die Menge schreist, die unter dir versammelt ist. Wie hört er sich an? Wie kommt er rüber?
Und wie wirkt er, wenn du ihn ganz leise flüsterst?
Verändere deinen Satz so lange, bis er genau das sagt, was du der Welt hinterlassen willst.
Häng dir deinen Satz für die nächsten Tage oder Wochen über deinen Schreibtisch. Trage ihn mit dir herum, z. B. im Portemonnaie.
Beobachte, ob dieser Satz Einzug halten will in ein Buch, in einen Vortrag … oder ob es der Titel einer neuen Seminarreihe wird.
Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren und Finden deines Satzes.
Die Originalübung stammt übrigens von dem US-amerikanischen Schriftsteller und Verleger Sol Stein („Über das Schreiben“, Zweitausendeins, 2009). Ich habe sie für unsere Zwecke hier gekürzt und abgewandelt.
Vielleicht hast du beim ersten Lesen gedacht: „Huch, ich soll mir meinen nahenden Tod vorstellen?“ Ja und Nein. Diese Übung soll keine Schreckensvorstellungen in dir auslösen. Doch sie führt uns unsere Endlichkeit einmal kurz vor Augen. Und die ist nun einmal Fakt.
Wir werden nicht ewig hier sein. Eines Tages werden wir von dieser Erde gehen und hoffentlich den größten Teil all dessen, was wir sagen und tun wollten, umgesetzt haben.
„Der letzte Satz“ führt uns daher sehr effektiv an die Frage: Was ist mir wirklich wichtig? Welche Spuren möchte ich hinterlassen?
Viele Menschen, die zu mir in die Beratung kommen, haben oft mehrere Themen – und fangen mit keinem an. Oder sie packen auf ihre Website und in ihre Seminarangebote alles hinein, was ihnen Spaß macht – und auch noch ein paar Dinge, die sie früher mal gemacht haben („Vielleicht lassen sich damit noch ein paar Euro verdienen“.)
Ich glaube, dass wir unsere Kunden mit einem Überangebot eher verwirren und abstoßen. Menschen lieben Fokus. Klarheit. Eindeutigkeit. Wofür stehst du? Was liegt dir am Herzen? Welche Frage brennt in dir?
Für diese Antwort ist ein kurzer Ausflug aufs Dach ideal.
So manch einer fragt sich bei solchen „Quickies“, wie ich sie nenne: Wie kann das sein, dass so etwas Schnelles so wirkungsvoll ist?
Weil die guten Dinge oft einfach sind. Wir müssen nicht 3 Stunden meditieren, um auf gute Ergebnisse und erleuchtende Erkenntnisse zu kommen. Wobei ich gar nichts gegen Meditation habe, im Gegenteil: Ich bin nur eher der 10-Minuten-Meditierer, als der lange Stillsitzer.
In einem meiner Vorträge saß vor einigen Jahren eine Teilnehmerin und hat bei dieser Übung geweint. So sehr haben sie das Ergebnis und der Satz, den sie dadurch bekommen hat, berührt. Sie hat diesen Satz seitdem übrigens als Claim auf ihrer Website stehen. Auch das kann passieren. Probier es einfach aus und erwarte Schönes!
So, das soll´s für heute auch schon von mir gewesen sein. Übrigens: Die Übung kannst du immer wieder machen und sie auch abwandeln:
Wenn ich nur noch ein Buch zu schreiben hätte …
Wenn ich nur noch ein Seminar zu halten hätte …
Wenn ich nur noch einen Vortrag zu halten hätte …
Wenn ich nur noch einen Kuchen zu backen hätte …
… welcher wäre es?
Schreib mir doch mal, welchen Satz du bekommen hast!
Wir lesen uns in der nächsten Folge wieder. In der geht es um … Oh, ich weiß ich es noch gar nicht. Doch ich werde mir was einfallen lassen für dich. Versprochen. Warte, ich setz mich mal eben aufs Dach.
Ach, und du darfst dir auch gerne ein Thema hier wünschen: Welche Frage wolltest du rund um dein Buch schon immer mal beantwortet haben? Mail sie mir an: hallo@angermayer-sorriso.com
Bis dahin mach es gut – und schreib dein Buch!
Karen Christine Angermayer
Autorin, Ghostwriterin, Beraterin für Expertenmarketing, Sichtbarkeit und Positionierung
KAREN CHRISTINE ANGERMAYER ist international erfolgreiche Autorin von mehr als 30 Büchern bei 7 großen Verlagen und mehrmals pro Jahr als Ghostwriterin für Speaker, Trainer und Coaches tätig.
Ihre Bücher wurden u. a. zu SPIEGEL-Bestsellern und große Verlagshäuser kommen auf sie zu, um neue Ideen für Serien zu entwickeln.
Als Verlegerin der sorriso GmbH hat sie in den letzten 5 Jahren 50 Projekte auf dem Weg von der Produktion bis in den Handel betreut.
In persönlichen Coachings und Beratungen für Unternehmer*innen und Selfpublisher*innen berät sie von der ersten Idee für ein Buch über die Konzepterstellung und Dramaturgie sowie dem textlichen Feinschliff bis zum fertigen, gedruckten Buch, das der Autor in Händen hält.
Ihre Leistungen werden in vielen Fällen staatlich bis zu 50-80% gefördert. Kontakt: hallo@angermayer-sorriso.com

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