Wusstest du schon, dass du deinen inneren kreativen Motor ganz bewusst einschalten kannst? Denn, die meisten kennen das: Der Musenkuss lässt leider manchmal lange auf sich warten. Als Musenkuss-Beschleuniger dienen zwei wunderbare Übungen, von denen ich dir die erste heute in diesem Beitrag vorstelle: das CLUSTER. Das Cluster hilft dir auf geniale Weise dabei, deine Kreativität in wenigen Minuten zum Sprudeln zu bringen. Übrigens auch jetzt noch auf die Schnelle, falls dir die zündende Idee für deine diesjährige Weihnachtspost fehlt!
Und so geht´s:
Am besten funktioniert diese Übung von Hand. Hand in Bewegung, Geist in Bewegung! Du brauchst nur ein Blatt Papier und einen Stift. Ich selbst arbeite am liebsten mit ganz freiem Papier, unliniert, unkariert. Schreib in die Mitte des Blatts ein Startwort, zum Beispiel das Wort »Buch«. Zieh um das Wort »Buch« einen Kreis. Dann lass deinen Gedanken sofort freien Lauf: Was fällt dir spontan, ohne nachzudenken, zu dem Wort »Buch« ein? Was assoziiert dein Gehirn damit, dein kreativer Geist?
Ziehe eine Verbindungslinie zu den neuen Wörtern, die dir einfallen, und kreise sie ebenfalls ein. Folge den Pfaden, die dabei von ganz alleine entstehen. Bilde Abzweigungen in beliebiger Zahl. Manche von ihnen werden nur aus einem einzigen Begriff bestehen, andere bilden ganz neue Wege, die vielleicht sogar weit weg führen vom Startwort. Das ist prima, so tickt unser Gehirn.
Das Ganze geschieht innerhalb von 2-3 Minuten. In dieser kurzen Zeitspanne schaffen wir es, (fast) ohne Bewertungen zu sein. Später schaltet sich dann schon wieder der innere Kritiker hinzu. Schreibe daher so schnell wie möglich und ohne Bewertung alles auf, was dir einfällt: Worte, Gedanken, Satzfetzen, Zitate, Zeilen aus deinen Lieblingssongs, Filmtitel usw. Lass dich einfach auf dem Papier treiben.
Wenn du wahrnimmst, dass sich in deinem Kopf ein Schalter umlegt und du beginnst, aktiv zu denken: »Was passt noch in die Reihe?«, leg den Stift ab. Betrachte das, was du geschrieben hast. Betrachte es vor allem mit Wertschätzung, egal was und wie viel (oder wie wenig) dort steht. Es war vorhin noch nicht da. Dann frage dich: Welche der Ergebnisse kann ich für mich nutzen?
Wenn die Ergebnisse mal nicht direkt brauchbar sind, ist das kein Problem. Denn das Cluster hat vornehmlich die Aufgabe, deinen kreativen Motor zu starten. Und diese Aufgabe hat es erfüllt, auch wenn du außer dem Startwort vielleicht nur ein, zwei weitere Wörter aufs Papier gebracht hast. Das Cluster ist vergleichbar mit den Joggingschuhen, die derjenige, der nach Jahren wieder mit dem Laufen beginnt, anzieht. Anziehen ist das Stichwort – einfach machen!
Je öfter du das Cluster ausprobierst und damit spielst, umso freier werden deine Gedanken und Ideen fließen. Das Ganze ist auch tagesformabhängig und abhängig vom gewählten Startwort. Mal kommt mehr, mal weniger.
Superspannend finde ich, dass ein Cluster so individuell ist wie ein Fingerabdruck. Keine zwei Menschen, die zum gleichen Startwort clustern, kommen auf das gleiche Ergebnis! Bei jedem sieht das Cluster anders aus, weil wir alle einen unterschiedlichen Erfahrungsschatz haben, eine andere Geschichte, andere Erlebnisse mit bestimmten Wörtern assoziieren … Und auch dein eigenes Cluster kann am nächsten Tag oder in drei Wochen schon wieder ganz anders aussehen – trotz identischem Startwort in der Mitte!
Das Cluster nutze ich persönlich sehr gerne, um mich selbst auf neue Ideen zu bringen – fernab von den „üblichen Verdächtigen“, die einem immer als erstes einfallen. Es hat mir schon tolle Ergebnisse geliefert, z. B. bei der Titelfindung von Büchern, bei Headlines für Artikel, Metaphern fürs Storytelling oder auch interessante Wortspiele beim Werbetexten …
Und du siehst: Es dauert nur 2-3 Minuten. Du sitzt im Flieger, in der Bahn oder im Wartezimmer beim Arzt? Zieh einen Stift raus und ein Stück Papier – und clustere! Nimm dir einen beliebigen Gegenstand aus dem Flugzeug, der Bahn oder dem Wartezimmer, schreib das Wort in die Mitte, und los geht´s.
Unsere Kreativität liebt diese Art von Jonglierübungen. Es ist, wie wenn wir es mal wieder auf einen Kinderspielplatz ausführen, auf dem es sich einfach mal austoben darf. Spiel mit deiner Kreativität, entdecke sie auf eine neue Weise! Erst gestern erzählte mir eine Kundin aus einem großen Verlagshaus, dass sie schon während ihres Studiums sehr gerne mit dem Cluster gespielt hat und immer sehr begeistert von den Ergebnissen war. Jetzt hat sie es für sich wiederentdeckt.
Das Cluster stammt übrigens ursprünglich von Gabriele L. Rico, US-amerikanische Schreiblehrerin und Autorin († 2013). Ich bin ihr sehr dankbar dafür, denn ich persönlich möchte diese tolle Übung ebenfalls in meinem Leben nicht mehr missen. Und du vielleicht ab jetzt auch nicht mehr? Schreib mir deine Erfahrungen damit!
Mein Tipp für dich heute – passend zur Vorweihnachtszeit:
Wenn du noch keine Idee hast, was du in deiner diesjährigen Weihnachtspost an Geschäftspartner, Kunden oder Freunde schreiben sollst, dann clustere das Wort „Weihnachten“ doch einfach mal wenige Minuten und beobachte, was dein Gehirn zum Thema Weihnachten sagt. Ich verspreche dir, heraus kommt etwas sehr Schönes und Individuelles, das die Empfänger deiner Grüße sehr zu schätzen wissen werden!
Ich wünsche dir viel Spaß mit dem Cluster. Wir lesen uns in der nächsten Folge wieder, in der ich dir meine zweite Lieblingsübung rund um die schnelle Ideenproduktion vorstelle. Sie hat mit Elefanten zu tun. Soviel sei schon verraten.
Bis dahin mach es gut, genieße jedes einzelne Weihnachtsplätzchen – und schreib dabei dein Buch. Törrööö!
Karen Christine Angermayer
Autorin, Ghostwriterin, Buch-Coach, zertifizierte BAFA-Beraterin

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