Ja, ja, die inneren Werte zählen im Leben … Doch, ganz ehrlich, das Auge isst (und liest) mit. Auch beim erfolgreichen Buch-Verkauf kommt es auf die Verpackung an. Sprich: Cover und Titel. Über den „sexy“ Titel, der Dein Buch verkauft – und zwar sowohl an die Entscheider im Verlag wie auch später an Deine Leser – wollen wir uns in der heutigen Folge unterhalten.
Nomen est omen, sagt ein altes lateinisches Sprichwort. Für Nicht-Lateiner: „Der Name ist ein Zeichen.“ Der Name, der draufsteht, sagt an, was drin ist im Buch. Für viele ist die Aufgabe der Titelgestaltung zum eigenen Buch ein schwieriger, manchmal furchteinflößender Moment. So wie die Steuererklärung für die einen, das Kelleraufräumen für die anderen … ist Titel-Bauen eben nicht jedermanns Sache. Das kann ich gut verstehen.
Auch hier, wie überall im Leben, gilt: Mit dem richtigen Werkzeug ist es leichter.
Schauen wir uns heute die grundlegenden Merkmale guter Titel an. In der nächsten Folge zeige ich dir dann eine Handvoll rhetorischer Mittel, die du immer wieder erfolgreich anwenden kannst. Schöne Ideen garantiert.
Dein Titel ist die Eintrittskarte ins Herz deiner Leser. Das ist das Allerwichtigste, dessen du dir bewusst sein solltest. Dein Buchtitel öffnet Türen – in die Verlagswelt und später auch in das Leben deiner Leser, die dein Buch im Internet oder im stationären Buchhandel kaufen. Zündet der Titel nicht, wird das Buch in der Regel nicht gekauft. Oder nur, wenn man als Leser absolut sicher sein kann, dass der Inhalt (z. B. fachlich) genau das ist, was man sucht. Dann ist man schon mal kompromissbereit. Sonst nicht.
Der Buchmarkt ist groß, da ist schnell ein Buch mit einem attraktiveren Titel gefunden, das das gleiche Thema behandelt. Ob das attraktivere Buch dann auch inhaltlich das bessere ist, steht auf einem anderen Blatt. Lege daher immer großen Wert auf beides: Auf die inneren Werte wie auf das Äußere.
1. Merkmal: Gute Titel geben ein Versprechen.
Was verändert sich im Leben deiner Leser, wenn sie dein Buch kaufen und lesen? Welchen Nutzen bietet es ihnen ganz konkret? Was haben sie davon, in dein Buch Lebenszeit, Geld und Regalplatz (bzw. Speicherplatz auf dem Reader) zu investieren? Denke daran, wenn du deinen Titel baust.
Ein Titel sollte nicht zu literarisch-verschnörkelt sein, sondern am einfach, klar und: sofort verständlich! Bedenke, dein Leser geht an einem Büchertisch im Buchhandel vorbei – und zack – muss er oder sie verstehen, wovon dein Buch handelt. Ist diese Verständlichkeit nicht gegeben, sorgt das für Fragezeichen im Kopf deiner potenziellen Käufer, und im schlimmsten Falle für Desinteresse. Komm also auf einfachstem Wege zum Punkt. fürs Literarische hast du zwischen den Buchdeckeln Platz.
2. Merkmal: Gute Titel erregen Aufmerksamkeit.
Auf dem Büchertisch liegt nicht nur dein Buch, sondern viele. Mit welchen Worten stichst du sofort aus der Masse heraus? Was macht neugierig? Was provoziert ein bisschen? Auch Humor kommt, wenn dem Thema angemessen, immer sehr gut an. Hol dir professionelle Hilfe, wenn du zwar gerne Bücher schreibst, aber mit Wortspielereien oder der Fähigkeit, deinen Content in einer Handvoll Wörtern auszudrücken, Schwierigkeiten hast. Die Informations- und Werbeflut heutzutage ist übergroß. Positiv ragt hervor, was anders ist, pfiffiger, frecher, kompakt.
3. Merkmal: Gute Titel enthalten Schlüsselwörter.
Wer Google ist, weiß heutzutage fast schon jedes Kind. Schlüsselwörter (Keywords) sind die Worte, unter denen du gefunden werden willst, nicht nur mit deinem Buch, sondern auch als Speaker, Trainer oder Coach. Darum lasse dem Poetischen auch aus diesem wichtigen Grund lieber den Rücktritt – bring die Schlüsselwörter ganz klar nach vorne. Wenn schon nicht im Haupttitel, dann spätestens im Untertitel.
Wenn du eine neue Serie schaust oder einen Roman kaufst, dann suchst du auch nach „Schlüsseln“, ob es sich dabei um einen knallharten Actionstreifen handelt oder eine Romantic Comedy. Auch bei Ratgebern und Sachbüchern brauchen unsere Leser diese Klarheit und Leitlinie: Worum geht´s genau? Was erhalte ich, wenn ich das Buch kaufe? Ist das mein Genre? Löst dieses Buch mein Problem?
Schlüsselwörter braucht übrigens auch der Buchhandel, damit er weiß, in welches Regal er dein Buch einsortieren soll. Es ist schon vorgekommen, dass ein Führungsratgeber im Regal für Kinder landete, bloß weil die Pinguin-Illustration vornedrauf so niedlich war und der Titel nichts vom Thema Führung verriet! Das ist natürlich eine Katastrophe.
4. Merkmal: Gute Titel werden gebaut.
Es gibt ihn, den Musenkuss, und ich wurde schon oft damit beschenkt (Danke). Wenn er ausbleibt, die Deadline zur Abgabe des Manuskripts beim Verlag aber schon zum Greifen nah ist, ist dies kein Grund zur Verzweiflung. Denn Titelbauen ist mit den richtigen Werkzeugen durchaus machbar. Auch Werbetexter bauen den ganzen Tag – sonst gäbe es keine Anzeigen und Werbekampagnen mehr. Irgendjemand sitzt da vor dem weißen Blatt oder Screen und geht erst nach Hause, wenn das „Ding“ (die perfekte Idee) draußen ist. Auch aus dem Grund heißt es: Schreiben ist sitzenbleiben.
Wie gesagt, in der nächsten Folge zeige ich dir ein paar Werkzeuge, die sehr gut funktionieren und die darüber hinaus deine Kreativität anregen.
5. Merkmal: Gute Titel brauchen Zeit.
Wenn die Muse küsst, dann küsst sie schnell. Meistens, wenn wir Zähneputzen oder Duschen. Nur leider ist nie vorhersehbar, wann sie Lust zum Küssen hat, daher rate ich immer gerne: Räume der Titelgestaltung Zeit ein. Sie dauert keine Stunden und Tage, doch den kreativen Zellen in unserem Hirn tut es gut, wenn sie nicht zu sehr unter Druck arbeiten müssen. Warte daher nicht bis zum Abend vor Manuskriptablieferung, sondern räume schon während der Schreibphase des Buches immer mal hier und da 10-20 Minuten für ein kurzes Titel-Brainstorming ein. Das geht auch zu zweit oder dritt sehr gut!
Mein Tipp für dich, wenn du mehrere Titel hast, die du gut findest:
Druck sie jeweils auf ein großes Blatt Papier aus und lege sie vor dich auf den Boden oder hefte sie an die Wand. Lass sie ein paar Tage auf dich wirken. Auch z. B. einen Haupttitel mit mehreren Untertitel-Kombinationen. Oder umgekehrt. Frag auch ein paar vertraute Testleser, ob sie ein Buch mit diesem Titel kaufen würden, und welches ihr Favorit ist.
Und noch ein Notfall-Tipp, wenn alles nichts hilft:
Gute Titel verbergen sich oft mitten im Manuskript. Ich habe mir angewöhnt, meine eigenen Bücher und die meiner Kunden immer einmal „durchzuscannen“ auf der Suche nach einer tollen Formulierung. Manchmal ist es eine Überschrift, manchmal ein halber Satz oder ein interessantes Wort, eine Neuschöpfung, die dem Autor gar nicht bewusst war.
Also – nicht verzagen. Der richtige Titel kommt bestimmt, auch wenn´s manchmal ein bisschen länger dauert. Stille hilft. Innerer Rückzug, Handy aus, Informationsflut aus (Internet, E-Mails, Social Media und zu viele Verabredungen). Einfach mal Ruhe im Kopf. Dann haben die guten Ideen auch wieder Platz, zu uns durchzudringen.
Übrigens: „Heirate niemals einen Udo“, rät ein Titel, den es tatsächlich auf dem Markt gibt. Nomen est eben immer omen. Wobei ich persönlich nur nette Udos kenne … Aber der Autor/die Autorin wird seine/ihre Erfahrungen gemacht haben.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Anwenden der 5 Impulse von heute. Wir lesen uns in der nächsten Folge wieder, in der ich dir zeige, wie es die Profis machen und wie auch du deinen „sexy“ Titel baust.
Bis dahin mach es gut, gibt auf dich acht – und schreib dein Buch!
Karen Christine Angermayer
Autorin, Ghostwriterin, Buch-Coach, zertifizierte BAFA-Beraterin

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