Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Das gilt auch beim Bücherschreiben. Ist das „sexy“ Exposé, eine aussagekräftige Leseprobe und vielleicht sogar schon das ganze Manuskript geschafft, geht es in die nächste schweißtreibende Runde: ans Verkaufen unseres Projekts!
Nicht jedem Autor fällt das Verkaufen seines Buchbabys leicht. Für manche sind Akquise und das Verhandeln von Preisen eine Art reizvoller Sport, andere würden lieber im Erdboden versinken, als auch nur einen Verlag anzuschreiben oder über Honorare zu sprechen.
Wer also eher zur schüchternen Fraktion gehört oder ganz einfach sagt: „Das Ganze will ich in professionellen Händen wissen und damit nichts am Hut haben“, der ist mit einer Literaturagentur gut beraten.
Was tut eine Literaturagentur für einen Autor?
Agenten sind das, was der Manager für den Popstar und der Galerist für einen Maler ist: professionelle Vermittler. Agenten vermitteln „Stoffe“, sprich: Buchprojekte, an Verlage. Das ist ihr Job. Sie tun das ganze Jahr über nichts anderes als permanent mit Verlagen zu sprechen, Lektoren auf Messen zu treffen, Exposés einzureichen, Feedback einzuholen, im besten Falle Verträge zu erwirken, diese Verträge zu verhandeln, auch mal den Rotstift bei Formulierungen im Vertrag (oder bei den Honoraren) anzusetzen, wenn diese noch nicht ihren Vorstellungen oder denen des Autors entsprechen.
Weiterhin gehört es zu ihrer Aufgabe, die jährlichen Abrechnungen der Verlage zu prüfen, das Geld zuverlässig und zeitnah an die Autoren weiterzuleiten und: Autoren zu vertrösten, die schon die 14. Absage bekommen haben, weil sich das Projekt einfach nicht verkauft. In dem Fall hat der Agent 14 oder mehr Gespräche geführt, 14 oder eher mehr E-Mails geschrieben – und das war´s. Es ist ein risikoreicher und zeitintensiver Job, der eines Agenten.
Wenn es mal Konflikte zwischen Autor und Verlag gibt, stehen gute Agenten hilfreich zur Seite, schützen den Autor, stellen sich hinter ihn und helfen auch, wenn Verträge wieder aufzulösen sind. Zum Beispiel, weil das Buch von Verlagsseite aus dem Programm herausgenommen wird, der Autor aber Cover und Innenlayout weiter nutzen möchte.
Womit wir bei den Kosten für eine Agentur sind. Denn von irgendwas will ja auch ein Agent leben.
Agentensein ist, wie gesagt, ein Fulltime-Job, der abhängig vom Erfolgsfall ist. Die Agenturen von „Harry Potter“, „Twilight“ oder „Fifty Shades of Grey“ sind wahrscheinlich heute noch sehr, sehr happy und haben sich erst mal einen neuen Anstrich im Büro, neuen Parkettboden oder gleich ein größeres Büro in zentraler Lage gegönnt … Andere Agenten (und das ist die Regel) investieren viel Lese- und Gesprächszeit, Reisekosten und Leidenschaft in Projekte, die gerade mal ein paar Tausend Euro Vorschuss generieren und dann nie wieder einen Cent.
Wie immer so auch hier gibt es die verschiedensten Herangehensweisen an das Thema Bezahlung. Eine durchaus übliche Provision bei professionellen Agenturen liegt bei 15%:
15% vom Vorschuss und 15% von allen Erlösen, die das Buch erzielt, solange es auf dem Markt ist.
Reine Literaturagenturen verlangen keine weiteren Zahlungen. Auch keine Vorabzahlungen und auch keine Einmal-Zahlungen in Höhe von mehreren Tausend Euro, wenn ein Verlagsvertrag erwirkt wurde.
Eine reine Literaturagentur, die sich auf das Vermitteln spezialisiert hat, coacht nicht. Sie gibt keine Schreibberatung, keine Hilfestellung nach dem Motto „Wie schreibe ich ein gutes Exposé?“. Ihre Arbeit besteht allein darin zu vermitteln. Und das macht genügend Aufwand, wenn man bedenkt, wie viele Autoren eine professionelle Agentur in der Regel betreut. Natürlich gibt ein Agent schon mal Feedback nach dem Motto „Das ist dir super gelungen, ich bin begeistert“. Manche Agenten können auch benennen, woran es haken könnte, wenn ihnen ein Buch noch nicht gleich gefällt. Doch dramaturgisches Feedback gehört in der Regel nicht zur Jobbeschreibung eines Agenten. Vermitteln – verhandeln – Verträge abschließen. Das ist ihre Aufgabe.
Achtung: Nicht jede Agentur vermittelt alles!
Agenturen sind teilweise auf bestimmte Genres fokussiert: Das bedeutet, sie vermitteln z. B. nur Kinder- und Jugendbücher, keine Sachbücher und Ratgeber. Daran sollte man sich halten, seine Hausaufgaben als Autor sorgsam machen und im Internet auf den jeweiligen Websites gut recherchieren, bevor man eine Agentur kontaktiert. (Gleiches gilt übrigens auch für Verlage: Einem Verlag, der keine Kinderbücher herausgibt, braucht man kein Kinderbuchprojekt anbieten! Es passiert trotzdem immer wieder …)
Die Chemie muss stimmen
Wie beim Thema Ghostwriting und Verlagssuche gilt auch hier: Die Chemie zwischen deiner Agentur und dir sollte stimmen und das Vertrauen sollte uneingeschränkt sein. Die Partnerschaft mit einer Agentur ist im besten Falle eine dauerhafte, jahre- oder jahrzehntelange, darum sind Vertrauen und Wertschätzung das A und O. Natürlich sollte deine Agentur auch die Dinge lieben, die du schreibst – sonst kann sie sie nicht mit Begeisterung verkaufen. Schau dir daher am besten mehrere Agenten im Internet an und triff die Entscheidung auch nach Gefühl.
Der wohl größte Vorteil, den eine Agentur hat, ist ihr Netzwerk an Kontakten – und ihr direkter Draht zu den richtigen Menschen und Entscheidern.
Da sie eben ganzjährig nichts anderes tun, als sich mit Verlagen regelmäßig abzustimmen, wissen sie genau, welcher Verlag gerade was sucht – und was dieser Verlag nie wieder veröffentlichen würde. Zum Beispiel, weil er sich bei einem Projekt mal so richtig die Finger (oder sein Geld) verbrannt hat. Über eine Agentur landest du also nicht auf dem Stapel der „unverlangt eingereichten Manuskripte“, sondern zumindest auf dem Stapel angeforderter Manuskripte, wenn der Verlag zu deinem Agenten gesagt hat: „Ja, schicken Sie uns bitte mehr zu diesem Projekt.“
Das ist schon mal was. Es dauert trotzdem manchmal noch ein paar Wochen oder Monate, bis du vom jeweiligen Verlag hörst – aber du hörst von ihm. Denn dein Agent oder deine Agentin wird nachbohren und nicht lockerlassen, bis sie eine Antwort hat.
Anders bei den unverlangt (ohne Agentur) eingereichten Stoffen. Hier formulieren die Verlage oftmals keine Absage mehr. Wir sprachen darüber schon in der letzten Folge. Dieser Punkt ist daher ein großes Plus für die Zusammenarbeit mit Agenturen.
Zaubern können Agenten allerdings auch nicht. Und schon gar nicht in diesen Tagen …
Wer im Moment sein Buch bei einem Verlag einreichen möchte, sollte Geduld mitbringen. Extra viel Geduld. In dieser besonderen Zeit, die gerade herrscht, haben Verlage alle Hände voll zu tun, um die laufenden Neuerscheinungen noch irgendwie in diesem Jahr unterzubringen. Viele haben schon Titel auf das nächste Jahr verschoben. Sehr zum Leidwesen der Autoren. Viele Verlagsmitarbeiter sind außerdem zur Zeit in Kurzarbeit – was dazu führt, dass zunächst das Tagesgeschäft dringend abgearbeitet werden muss (laufende Produktionen). Der „Kopf“ für die Akquise neuer Stoffe ist daher nicht so frei wie zu normalen Zeiten. Dafür solltest du unbedingt Verständnis haben. Ich weiß, wir Autoren verkaufen unsere Projekte immer lieber vorgestern – aber im Moment ist wirklich eine Extrameile in Sachen Geduld angesagt.
Wem das Ganze zu lange dauert, weil er eine große Konferenz bevorstehen hat, auf der er sein Buch in Händen halten möchte, und der nicht wochen- oder monatelang auf eine Zu- oder Absage warten möchte, der sollte ernsthaft über das Selfpublishing nachdenken. Denn zaubern können im Moment nicht mal die Agenten, auch wenn sie gute „Teilchenbeschleuniger“ sind.
Fazit: Wenn du gerne und mit Leidenschaft Geldverhandlungen führst und sie eher sportlich siehst, und du darüber hinaus eine Handvoll persönliche Verlagskontakte hast, dann schreite guten Gewissens voran und probiere dein Glück ohne eine Agentur.
Wenn es dir aber schwerfällt, dein Herzensprojekt zu verhandeln, wenn dir darüber hinaus auch das Know-how fehlt, welche Zahlen überhaupt in den Ring geworfen werden können und welche völlig utopisch sind, dann kontaktiere lieber eine Agentur.
Gleiches gilt, wenn du dich im Lesen von Verträgen unsicher fühlst, die juristische Seite lieber professionell betreut siehst und sichergehen möchtest, dass auch die Erlösabrechnungen noch einmal von dritter Seite geprüft werden.
Ich sage gleich offen dazu: Ratgeber sind nicht die beliebtesten Bücher bei Agenten – weil sie weniger Erlöse bringen als ein Roman oder Krimi. Das ist einfach so. Dennoch gilt: Probieren geht über studieren!
Ich wünsche dir viel Glück und wie immer eine gute Entscheidung, und ich hoffe, auch diese Folge hat dir wieder wichtige Einblicke geliefert, um dich auf deinem Buchweg ein großes Stück voranzubringen.
Wir lesen uns in der nächsten Folge wieder, die sich ebenfalls um ein ultrawichtiges Thema dreht: das Schreibmanagement. Die Frage heißt: „Wie bleibe ich dran an meinem Buch – auch im prall gefüllten Alltag?“
Üb schon mal, bleib dran und schreib dein Buch!
Karen Christine Angermayer
Autorin, Ghostwriterin, Buch-Coach, zertifizierte BAFA-Beraterin
Aus aktuellem Anlass noch die wichtige Info: Derzeit gibt es staatliche Förderungen für Selbständige für Beratungen im Wert von bis zu 4.000 Euro. Ich selbst berate und begleite bei allen Themen rund um Deine Sichtbarkeit, Dein Marketing, Deine idealen (neuen) Zielkunden und Deine Kanäle und Veröffentlichungen. Mehr Infos unverbindlich bei mir: hallo@angermayer-sorriso.com

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