von Angela Margita Elis

Wie Du knackige Inhalte finden kannst und vor allem Deine drei Kernbotschaften, darum ging es in Teil 1 dieser Mini-Serie.

Ob nun Speaker oder Moderator, Trainer oder Coach – alle, die gut rüber kommen wollen, sollten alle drei Bausteine beachten, die ich nach mehr als 25 Jahren Auftrittserfahrung identifiziert habe und in der von mir entwickelten „I.P.R.-Erfolgsformel“© zusammengefasst. Es geht um „I wie Inhalt“, „P wie Persönlichkeit“ und „R wie Resonanzaufbau“.

In Teil 2 der dreiteiligen Serie „FÜR MEHR Präsenz, Wirkung und Charisma“ schauen wir uns heute die Persönlichkeit an.

P – Wie Persönlichkeit

In meiner Praxis als Auftrittscoach und Medientrainerin habe ich es sehr selten erlebt, dass jemand, wenn es darum geht vor anderen bestmöglich zu performen, von sich aus seine Persönlichkeit in den Blick nimmt. Die meisten suchen nach Sätzen, die sitzen, beschäftigen sich aber nicht damit, was ihre individuellen Stärken beim Präsentieren sein könnten und wo ihre Schwächen lauern. Und dazu kommt die alles entscheidende Frage, ob das überhaupt so stimmt, was ich über mich meine und was sich gegebenenfalls ändern lässt.

Hast Du Dir schon die Frage gestellt, welche Ausstrahlung Du für andere hast und was Dir so alles passiert, wenn Du eigentlich der Meinung bist, nur ein paar Sätze zu sprechen? Das kann sehr spannend sein und deshalb arbeite ich auch bevorzugt mit Videoaufnahmen, denn Bilder sagen hier wirklich mehr als tausend Worte. „Ich wusste ja gar nicht, dass ich so komisch mit der Schulter zucke…“ oder „Mein Gott, schaue ich finster drein…“, sind dann so AHA-Momente.

Wenn ich also erfolgreich Kommunizieren und überzeugend Auftreten will, geht es nicht nur darum, was ich sage, sondern vor allem, wie ich es rüber bringe. Deshalb ist der zweite Baustein, mit dem ich mich bewusst auseinandersetzen sollte: Meine Persönlichkeit – die birgt oft das meiste Potenzial, wenn wir unsere Ausstrahlung und Wirkungskraft auf ein neues Level heben wollen.

Für mich reichen hier handwerkliche Tipps und rhetorische Tricks übrigens nicht aus. Meinen Kundinnen und Kunden erkläre ich das so: Sie haben die Wahl zwischen einer Symptom- oder Wurzelbehandlung. Alles rein Handwerkliche, wie beispielsweise die Frage, wohin mit meinen Händen, ist Laborieren an der Oberfläche und unter Druck und Stress meist nicht abrufbar, weil wir dann automatisch in unsere alten Verhaltensmuster zurückfallen. Außerdem wirkt es reichlich blöd, wenn ich mich beim Auftritt erst noch besinnen muss: Wie genau wollte ich das jetzt eigentlich machen?

Deshalb rate ich immer zur tiefer gehenden, inneren und auch mentalen Arbeit, die dauerhafte Veränderungen verspricht. Dann kann ich im wahrsten Sinne des Wortes von innen heraus VERKÖRPERN, was ich wie ausdrücken will, ohne noch eine Gebrauchsanweisung im Kopf durchgehen zu müssen.

Nützlich ist natürlich auch eine Rollenklärung. Wer will ich als Speaker/Speakerin und auf der Bühne sein? Bin ich eher der Typ knuffiger Erklärbär oder diejenige, die aus einem Auftritt locker eine mitreißende Show machen kann? Wenn das dann auch noch mit dem zusammenpasst, was meine Auftraggeber oder Zuhörer erwarten, wunderbar!

Beherrsche ich dann das Offensichtliche, wird es Zeit für die nonverbalen Botschaften, also meine Körpersprache, die in Millisekunden auf andere einen Eindruck macht und verrät, ob ich authentisch bin oder eben nicht. Und hier ist es immer am besten, wenn die Sprache des Körpers – Mimik, Gestik, Haltung – natürlich fließt, ohne dass ich erst überlegen oder mich anstrengen muss. Denn normalerweise beherrschen wir sie intuitiv und müssen sie nicht erlernen. Sie ist uns angeboren und wird sogar weltweit verstanden.

Doch weiß ich eigentlich, was ich non-verbal so alles ausdrücke, während ich meine, nur etwas vorzutragen? Ist mir bekannt, was meine Körpersprache heimlich, still und leise verrät?

Oft ist die Sprache des Körpers ja ein beredtes Zeugnis dafür, was wir tatsächlich fühlen, ohne dass wir auch nur ein einziges Wort von uns geben. Und gar nicht so selten kommt es vor, dass unsere Worte dem widersprechen, was unser Körper erzählt, denn mit Worten können wir viel erzählen, der Körper aber spricht gemeinhin die Wahrheit.

Der nächste wichtige Wirkfaktor ist meine Stimme, die andere nerven oder abtörnen kann oder hoffentlich umschmeicheln und hellhörig machen.

Das sind nur ein paar wenige Impulse, die deutlich machen sollen, wieviel es abzuwägen gilt, wenn ich mich vor andere wage.

Bei der Persönlichkeit spielt natürlich auch die Herkunft eine große Rolle und die Frage, was ich aus meinen Startbedingungen gemacht habe. Wie wurde ich geprägt und was bedeutet das noch heute für mich? Was triggert mich und von was möchte ich deshalb weg? Und habe ich eine Vorstellung davon, wohin ich möchte?

Der größte Killer unserer Selbstwirksamkeit sind dabei unsere inneren Kritiker und Antreiber, wozu auch der weit verbreitete Perfektionismus gehört und damit nicht selten auch im Gepäck unsere Selbstzweifel.

Die gute Nachricht ist, ich kann das alles managen lernen und mich wieder und wieder weiterentwickeln und verändern.

Sehr viel mehr Anregungen auch zu den Themen „Lampenfieber“, „Schlagfertigkeit“ und „Charisma“ gibt es in meinem Expertenbuch „ON AIR – FÜR MEHR Präsenz, Wirkung und Charisma“, in dem ich meinen ganzen Erfahrungsschatz aus mehr als 25 Jahren auf der Bühne und vor der Kamera zusammengetragen habe. Dort gebe ich auch 45 ganz praktische und bewährte Tipps & Tricks und Fragen zur Reflexion, die ich jedes Mal neu anwenden kann, wenn es darum geht, vor anderen zu sprechen.

Eine Sache ist mir jedoch hier noch wichtig, weil ich es in meiner Coaching- und Trainingsarbeit immer wieder erlebe, dass wir zwar gelernt haben, nach dem Prinzip „Leistung“ zu funktionieren, das wir mit viel „Blut, Schweiß und Tränen“ bedienen, aber weniger nach dem Prinzip „Wirkung“, das jedoch genauso wichtig ist – tatsächlich sogar noch wichtiger. Frage zur Probe: Hast auch Du Dich schon mal über einen Dampfplauderer geärgert, der kaum Ahnung hat und dennoch gut ankommt, weil dieser Pfiffikus die wichtigsten Wirkmechanismen beherrscht? Einen von fünf möchte ich Dir am Ende auch noch mit auf den Weg geben, die anderen vier dann ausführlich im Expertenbuch:

Identifikation wirkt stärker als Argumentation: Die besten Argumente nützen nichts, wenn Du als Person nicht überzeugst.

Die Krönung Deiner Wirkmächtigkeit erreichst Du jedoch, wenn Du auch noch den dritten Baustein für einen erfolgreichen Auftritt beherrschst: den Resonanzaufbau, den wir im dritten Teil meiner Miniserie anschauen werden, denn gelingende Kommunikation ist nie eine Einbahnstrasse, sondern immer Begegnungsverkehr.

Hier geht’s zum Buch On Air – für MEHR Wirkung, Präsenz und Charisma.

Angela Elis ist bekannt als Moderatorin bei ARD, ZDF und 3sat sowie als freie Moderatorin im Bereich Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Ihre Themen im Coaching, Medientraining oder Workshop sind vor allem wirksame Kommunikation, überzeugender Auftritt sowie Resilienz (gesunde Leistungsfähigkeit trotz Stress, Krise und Wandel) und Kreativität & Innovationskraft.

Angela Elis